In der 430. Ausgabe vom "Willkommen Österreich" musste die Titelmelodie daran glauben. Statt zu ihrer musikalischen Standardbegrüßung betraten Christoph Grissemann und Dirk Stermann ihr "Büro" zu den Klängen von "We are going to Ibiza". Das Lied war diesmal Programm für die Sendung und die beiden Satiriker vom ORF-Dienst waren so gut gelaunt, wie selten. Die Zeiten der "Pieps" und der Selbstzensur sind offenbar vorüber. Als wollte es Stermann noch einmal überprüfen, beschrieb er eine Karriere "vom Neonazi zum Sportminister und zurück". Kein Piep.
Es war angerichtet. Mit Vodka, freilich, aber ohne Red Bull. Für den Alkohol war ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz zuständig. Was er von Strache-Gate hält? "Für den Nordbalkan bin ich nicht zuständig." Er nehme nur Stellung zu Balkanstaaten, für die er zuständig sei. Damit hatte er die Lacher auf seiner Seite.
Auch sonst drehte sich alles um die "russische Komödie, 'Dick und Doof aus Ibiza'." Stermann und Grissemann erlebten offensichtlich ihren persönlichen Feiertag und spielten in einem Nebenzimmer die bekanntesten Szenen des Ibiza-Videos nach: Aus Haselsteiner wird Schalko ("Der kriegt keine Aufträge mehr"), aus Krone der ORF, aus der FPÖ wird "Willkommen Österreich". Settele, Wolf, Karlich - alle weg. "Zack, zack, zack". Wie zwei Kinder im Schokoladenparadies, die gar nicht wissen, wo sie anfangen sollen, womit sie sich aus dem Gag- und Zitate-Angebot zuerst bedienen sollen - und letztlich einiges liegen lassen.
Überrascht zeigt sich Grissemann von Straches modischer Verkommenheit (nicht von der moralischen): "Man geht doch nicht, wenn man ein Champagner- und Sushi-Dinner mit einer milliardenschweren Oligarchen Nu-Nichte hat, dann kommt man doch nicht zu diesem Treffen mit diesem billigen verschwitzten 3-Euro-T-Shirts." Was Strache künftig machen wird? Gefängnis-Zahntechniker? Oder hat Gottfried Küssel für ihn einen Job?
"Wie naiv muss man sein?"
Orientierung in dem so üppig bereitet Feld aus Zitaten mit Satire-Potenzial, bot schließlich Christian Wehrschütz - FPÖ-Mitglied bis 2002. Ihm falle es schwer zu verstehen, wie man auf diese Dame mit offenkundig falschen Absichten reinfallen könne. "Wie naiv muss man sein, noch dazu wenn man in eine Führungsposition ist, dass man sich in eine derartige Situation gibt." Er fordert, dass das Video ("eine Zeitbombe") in seiner Gesamtheit ins Netz gestellt wird - aus Fairness und damit wir "nicht nur zizerlweise etwas erfahren". Und nachdem Grissemann seinen Ausschnitt kontinuierlich vergrößerte ("ist die schoaf"), zur Diskussion stand, wer nun das größere Opfer der Causa ist (Vilimsky oder Kurz), Vodka-Gläser gefüllt und wieder geleert wurden, lag es an Österreichs größte Fußballerin NinaBurger langsam wieder in den Alltag von "Willkommen Österreich" zurückzuführen. Der persönliche Feiertag von Stermann und Grissemann, er ist wieder zu Ende.