Es ist eine der katastrophalen Erinnerungen an die 80er-Jahre: In Tschernobyl explodiert ein Sowjet-Kernreaktor, riesige Flächen werden kontaminiert, die Behören tun alles, um die Lage zu verschleiern, und Tausende Arbeiter werden in Unwissenheit gelassen, während sie ihr Leben dafür geben, die Brände zu löschen. Fraglos guter Filmstoff, haben sich Sky und HBO gedacht und gemeinsame Sache gemacht: „Chernobyl“, ab heute auf Sky verfügbar, rekonstruiert in fünf Teilen minutiös die Vorgänge rund um den Super-GAU.

Bemerkenswert sind Authentizität und Detailtreue, mit der in starken, trockenen Bildern von Einzelschicksalen erzählt wird. Etwa jenem von Nuklearforscher Waleri Legassow, fabelhaft gespielt von Jared Harris. Gedreht wurde unter anderem im 2009 stillgelegten, baugleichen AKW in Ignalina in Litauen.

„Chernobyl“ ist ein Katastrophenthriller, der in großer Meisterschaft von Helden berichtet, ohne sie zu konstruieren. Ein Kampf gegen Unabwendbares, unter dem Einsatz seines Lebens und unter dem Eindruck von Geheimnissen und Lügen: Die Wahrheit wird von der Bürokratie gefügig gemacht, bis nichts mehr von ihr übrig bleibt.

Viele Fragen entstehen, vieles bleibt unbeantwortet, und in der kitschfreien Darstellung in trostlosem Sowjet-Flair bleibt dem Fernsehzuseher die Rolle des ungläubigen Beobachters.