Die Strache-Passage von Mascheks Synchron-Satire kennen mittlerweile auch sehr viele Menschen, die noch nie „Willkommen Österreich“ (WÖ) im ORF geschaut bzw. noch nie etwas von Maschek gehört haben. Versuchte Zensur bewirkt eben oft genau das Gegenteil. Die Kabaretttruppe selbst reagierte in der aktuellen WÖ-Ausgabe süffisant auf den „Piep“, mit dem der Strache-Beitrag versehen wurde. Vom ORF bekamen wir auf Anfrage zur Causa Maschek folgende Antwort: „Der sendungsverantwortliche Unterhaltungsredakteur hat es verabsäumt, die Passage vorab rechtlich prüfen zu lassen. Der Sendungsteil Maschek wurde nach der TV-Ausstrahlung gesperrt und war danach mit Überblendung der rechtlich problematischen Passage wieder online. Der ORF bekennt sich zu pointierter Satire und Parodie, aber selbstverständlich auch zur Einhaltung der Gesetze. Daher war in diesem Fall so vorzugehen.“
"Gute Satire darf alles"
Dabei ist in der Politik in den vergangenen Jahren Satire zu einer Art Tabu-Thema geworden: Weil es keine geeignete Antwort gäbe, zu reagieren, ohne noch mehr Spott und Hohn auf sich zu ziehen, mache man lieber gute Miene zu einer überzeichneten Darstellung, als Kränkung zu zeigen oder sogar rechtliche Schritte einzuleiten, auch wenn einmal jemand zu weit geht, gesteht ein Kommunikator in einem Ministerbüro der Kleinen Zeitung.
Gerade die türkis-blaue Bundesregierung bekommt mehr oder weniger humorvolle Breitseiten ab: Den Terminus „Baby-Hitler“ verwendet das deutsche Satiremagazin „Titanic“ seit 2017 immer wieder für Kurz. Es gab sogar das Sujet „Endlich möglich: Baby-Hitler töten“ mit einem stilisierten Fadenkreuz über einem Bild von Kurz.
Satire oder Beleidigung? Auch ZDF-Fernsehkomiker Jan Böhmermann nahm unsere Regierung gerade ins Visier: In seinem Videogruß für die Romy-Gala sprach Böhmermann etwa vom „durchgeknallten österreichischen Kinderkanzler“, lästerte über Blümel und Kickl – was einen empörten wechselseitigen Mail- und Social-Media-Austausch mit „Kurier“-Chefredakteurin Martina Salomon nach sich zog, die nun konstatierte, dass „in diesem Genre schlechtes Benehmen offenbar zum Geschäftsmodell gehört“.
Was politische Satire im Gegensatz zu jeder anderen Art der Kritik schwierig im Umgang macht: Jede öffentliche Reaktion darauf nützt vor allem dem Satiriker. Wer beleidigt reagiert oder gar mit rechtlichen Konsequenzen droht, gilt bestenfalls als Spaßbremse, schlechtestenfalls als Feind der freien Meinung. Bleibt also: ignorieren – oder umarmen. Etwa, indem man beim Villacher Fasching am lautesten über sich selbst lacht oder Karikaturen von sich selbst ins Büro hängt.
Christian Ude & Georg Renner