Verschwurbelte Haare, unrasiert und vermeintlich morgendlich überwuzelt begeht HannoSettele heute den Neustart seiner „DOKeins“-Reihe. In der Auftaktfolge wird der 54-jährige Dornbirner zum „Dirty Hanno“ (so auch der Titel der Episode) und outet sich als Umweltsünder wider Willen: „Ich bilde mir ein, dass ich ein redlicher Mensch bin, der versucht, die Umwelt nicht zu verschmutzen – so wie Sie sicher auch“, wendet sich Settele an die Zuseher.
Schon beim Morgenkaffee entpuppt sich die Selbsteinschätzung als Trugbild: Für eine Tasse Kaffee würden in der Herstellung 140 Liter Wasser gebraucht, klärt die Stimme aus dem Off den ORF-Moderator auf. Avocado und Orangensaft? Haben ebenfalls eine schlechte Umweltbilanz. Und dann wenigstens die palmölfreie Haselnusscreme? Sie können die Antwort erahnen: Auch Palmöl-Alternativen sind wenig geeignet, das persönliche ökologische Gewissen zu beruhigen.
Lisa Totzauer, Senderchefin von ORF eins, hat zuletzt betont, die Neupositionierung von „DOKeins“ sei ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Erneuerung des Baustellen-Senders ORF eins. Der Donnerstagabend ist allerdings schwieriges Terrain, läuft doch im Parallelprogramm mit den „Rosenheim-Cops“ die quotenstärkste ORF-Serie.
Leicht hatte es das Format in den knapp fünf Jahren seines Bestehens aber ohnehin nie. „‚DOKeins‘ hat sich in einem anspruchsvollen Marktumfeld seinen Platz erkämpft“, bestätigt Settele, der betont, dass es davor im Hauptabend auf ORF eins keine Dokus gab. Die neuen „DOKeins“-Gesichter FarisRahoma („Die Migrantigen“) und MariellaGittler (Ö-3-Moderatorin) sieht er als Chance: Sie würden „dem Ganzen neuen Schwung verleihen“.
In der Rolle des „Suchenden und Selbstversuchenden“ fühlt sich „Wahlfahrer“ Settele weiterhin wohl. Und ist zuweilen selbst überrascht, was die Recherchen zutage bringen: „Die Umweltbilanz von Lifestyle-Holzöfen – offener Kamin, Schwedenofen und Co. – ist geradezu angsterregend. Hier gibt es keine Kontrolle, kein gesetzliches Regulativ, nichts“, zeigt sich Settele, der seit 1990 beim ORF beschäftigt ist, verwundert und zitiert das deutsche Umweltbundesamt, wonach Kleinfeuerstellen in Deutschland mehr gefährlichen Feinstaub ausstoßen als alle Pkw- und Lkw-Motoren zusammen. „Das ist doch grotesk.“