Warum haben Sie als einer, der weiß, wie leicht man auf dem politischen Parkett ausrutschen kann, Lust aufs rutschige Tanzparkett?
Stefan Petzner: Man muss im Leben manchmal etwas riskieren. Dancing Stars ist ein Wagnis. Es ist das erste Mal, dass ein Ex-Politiker mitmacht. ORF-Programmdirektorin Kathi Zechner hat gemeint, es gibt in jeder Staffel einen Aufreger-Kandidaten. Diesmal bin ich es. Es gibt das Agreement mit dem ORF, dass ich während der Zeit von Dancing Stars keine politischen Kommentare abgebe. Wobei ich nicht als Ex-Haider-Mann, als Ex-BZÖ-ler, als Ex-Politiker teilnehme, sondern als Stefan Petzner: Als Mensch mit der Lebenserfahrung eines 38-Jährigen, der Reifung erfahren hat und Selbstreflexion kennt, der ein anderer ist, als der 21-Jährige, der damals bei Jörg Haider begonnen hat. Herbert Grönemeyer singt in einem Lied „Es war vieles zu früh“. Ich bin wie eine Rakete binnen zwei, drei Jahren vom kleinen Studenten zum Pressesprecher, geschäftsführenden Landesparteiobmann und Generalsekretär geworden.
Waren Sie erstaunt, noch einen Promi-Faktor zu haben?
Der ORF dachte sich: Den Petzner kennt man halt. Ich ergänze: Auch wenn leider manche Klischees und Vorurteile damit verbunden sind. Das war eines der Motive mitzumachen: Einfach den wahren Menschen hinter der öffentlichen, politischen Figur zu zeigen.
Was ist aufregender: An einem Wahlabend dem Voting der Wähler entgegenzufiebern oder dem ersten Tanzauftritt samt Voting der Jury?
Ja, man kann es vergleichen. An einem Wahltag war ich immer aufgeregt. Bei Dancing Stars bin ich nervös, weil es etwas anderes ist. An der Pappalatur scheitert es bei mir nicht. Doch hier muss ich den rechten und den linken Fuß richtig setzen. Beim Tanzen fange ich bei Null an. Zuletzt habe ich beim Maturaball Polonaise getanzt - und seither nie mehr.
Trotz Grundkondition aus dem Fitnessstudio: Was schafft Sie dennoch?
In meiner Überlegungsphase habe ich mich bei ehemaligen Teilnehmern erkundigt und einige haben hinterfragt: Du weißt schon, was Du Dir da antust? Ja, es ist wahnsinnig anstrengend, wir trainieren seit vier Wochen von Montag bis Sonntag drei bis sechs Stunden am Tag. Es geht ordentlich an die Substanz, aber es macht auch sehr viel Spaß. Als schlechter Futterverwerter muss ich drauf achten, dass ich nicht zu viel Gewicht abnehme. Die Kostümbildner mussten meine Trainingshosen bereits enger nähen.
Was ist das Schwierigste beim Tanzen?
Es gibt zwei Hürden für mich: Das eine ist die Kopfarbeit. Man muss sich jeden Schritt merken. Und wenn man die Schritte draufhat, dann soll man den Kopf abschalten, damit es geschmeidig, freudig und ästhetisch aussieht.
Womit plagt sich Ihre Tanzpartnerin, Roswitha Wieland als Profi am meisten mit Ihnen?
Dass ich jeden Schritt durchdiskutieren will; ich komm’ halt aus der Politik. Roswitha sagt dann immer: Red’ nicht so viel, tanz’ lieber!
Haben Sie Sorge, dass weniger Ihre Tanzkünste, sondern mehr Ihre politische Vergangenheit an der Seite Jörg Haiders und als rechtspopulistischer Politiker bewertet werden?
Das war einer der Gründe, weshalb ich meine Teilnahme so lange überlegt habe. Im September wurde ich gefragt, im Dezember wurde alles fixiert. Ich starte mit einem gewissen Malus. Politiker stehen im Berufsranking ganz hinten. Daher mein Appell: Bei Dancing Stars geht es ums Tanzen, um Unterhaltung und nicht um die politische Vergangenheit des Stefan Petzner.
Nach der Veröffentlichung Ihres Buches „Haiders Schatten“ und einigen TV-Auftritten über Rechtspopulismus wurde es still um Sie. Was machen Sie beruflich?
Still wurde es vielleicht in Österreich, in Kärnten. Doch ich war viel in Deutschland, habe Vorträge für die CDU gehalten, für die CDU in Sachsen, war in allen großen deutschen Talkshows. Die Deutschen sind sehr pragmatisch, sie verurteilen nicht, sondern schauen, ob man etwas drauf hat oder nicht.
Wie geht es nach Dancing Stars weiter?
Ich habe extra meine Firma, die politische Beratung anbietet, für diese Show stillgelegt, um klar zwischen Politik und dem Menschen Stefan Petzner zu trennen. Was nach Dancing Stars kommt, lasse ich bewusst offen. Ich versuche, mich als Mensch einen Schritt weiterzubewegen. Man darf im Leben nie stehen bleiben.
Wie lautet Ihr Ziel für Dancing Stars?
Marcel Hirscher denkt auch immer nur von einem Rennen zum nächsten und nicht an den Gesamt-Weltcup. Ich will auch nur von Woche zu Woche und Tanz zu Tanz schauen und nicht auf die Gesamtwertung. Es kommt, wie’s kommt.