Die gefeierte Fernsehmacherin verstarb in der Nacht auf Samstag nach langer Krankheit im Alter von 76 Jahren in Wien, wie ihre Familie bestätigte. Mit ihrer Partnervermittlungssendung "Liebesg'schichten und
Heiratssachen", die im ORF über unglaubliche 22 Staffeln lief, schuf Spira eine Fernseh-Institution, für die sie unermüdlich die Wohnzimmer einsamer Menschen besuchte.
Bundespräsident Alexander van der Bellen würdigte die Dokumentarfilmerin via Twitter als "große Chronistin". Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) meldete sich über den Kurznachrichtendienst. "Das Lebenswerk der österreichischen Journalistin Elizabeth T. Spira ist beeindruckend und beschreibt Österreichs Gesellschaft auf eine ganz besondere Art und Weise", so Kurz. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz bezeichnete Spira via Aussendung als "eine der renommiertesten ORF-Journalistinnen des Landes". Mit ihren einzigartigen TV-Sendungen sei es ihr gelungen,"ein Stück österreichische Alltagskultur zu schaffen, das seit mehr als 20 Jahren ein Fixpunkt im ORF-Programm ist". Mit ihrem speziellen journalistischen Zugang habe sie den Österreichern "oft einen Spiegel vorgehalten".
Elizabeth Toni Spira wurde am 24. Dezember 1942 in Glasgow geboren. Daher das "z" in ihrem Vornamen. Ihr Vater Leopold Spira, als Jude und Kommunist gleich doppelt gefährdet, war mit seiner Familie vor den Nazis geflohen und wurde nach seiner Teilnahme am spanischen Bürgerkrieg in Frankreich und England zeitweilig als „feindlicher Ausländer“ interniert. 1946 kehrte die Familie nach Österreich zurück.
Von der Zeitung zum Fernsehen
Nach der Schulzeit studierte Spira in Wien Publizistik und arbeitete zunächst als Journalistin im Nachrichtenmagazin "profil": "Nachdem 'profil' an den 'Kurier' verkauft wurde, hat eine Gruppe von Journalisten gesagt: 'Für die Zuckerrübenindustrie arbeiten wir nicht!' und hat gekündigt", sagte Spira einmal gegenüber der APA. Nachdem Claus Gatterer im ORF gerade das Magazin "teleobjektiv" gegründet hatte, wechselte Spira zum Fernsehen. "Es war kein Traum von mir, Bilder zu machen", erinnert sie sich an ihre Anfänge im ORF: "Ich habe gemeinsam mit Robert Dornhelm die ersten Geschichten gemacht. Aber er war so chaotisch wie ich. Am Abend haben wir lieber gepokert als Konzepte geschrieben."
Erfolgskonzept "Alltagsgeschichte"
Nach zehn Jahren beim "teleobjektiv" kam der "Inlandsreport" und dort ein rasches Scheitern mit einer Geschichte über die burgenländische SPÖ. Gemeinsam mit dem Historiker Michael Mitterauer entwickelte Spira dann das "Alltagsgeschichte"-Konzept. Die Serie startete 1985, 1997 kam die TV-Partnervermittlung "Liebesg'schichten und Heiratssachen" dazu.
Spira und ihr Kameramann Peter Kasperak wurden zu Quotengaranten und Fließbandarbeitern. Dabei braucht es viel Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Menschen, die vor der Kamera ihr Herz ausschütten, und beim anschließenden Schneiden des Materials. Die Verantwortung für Lacher von der falschen Seite, für jene, die ihre Sendungen als Freakshow sehen würden, weist Spira stets zurück: "Wo ich den Applaus bekomme, interessiert mich nicht", versicherte Spira einmal im "Kulturmontag".
In den letzten Jahren hat sich Spiras Kuppelsendung "Liebesg´schichten und Heiratssachen" zu einem sicheren Quotenbringer entwickelt. Nach Staffel 22 im Sommer 2018 (Durchschnittsreichweite 937.000 Seher) sollte zunächst Schluss sein. Im Oktober vermeldete der ORF eine Fortsetzung des Publikumshits 2019. "Wir machen weiter, weil wir vielen Menschen helfen können, und das macht einfach Spaß", wurde Spira zitiert. Diesen Spaß sollte sie nicht mehr haben.