Hamburg, Hotel Atlantic, Juli 2018. In einer Suite mit Blick auf die Alster treffe ich einen ganz besonderen Gesprächspartner: Otto Waalkes wird 70 und gewährt mir - 21 Jahre nach unserem ersten Treffen im ZiB-2-Studio - ein Interview. Und wieder treffen sich zwei aus ganz verschiedenen Welten. Die seine ist die Show, die ganz große Bühne, der Film. Die meine eher das Gespräch in der relativen Abgeschiedenheit des TV-Studios. Wir treffen uns quasi auf neutralem Boden, und ich versuche, der Person hinter dem Showstar auf die Spur zu kommen.

Er aber ist und bleibt: er selbst. Der Meister der Komödie, egal ob im ZiB-2-Interview 1997, als er unter den Tisch kriecht und dort ... ach, egal! Oder ob bei seiner großen ZDF-Jubiläumsgala 2015, zu der er mich nach Deutschland eingeladen hat mit der Einladung zur Revanche, oder bei unserem dritten persönlichen Treffen jetzt in Hamburg.

Und da kommt einer, der in Jugendjahren sein Trinkgeld aus eigener Tasche aufgebessert hat, um bei den Kollegen Eindruck zu schinden, wie er in seiner soeben erschienen Biografie erzählt. Heute muss er nicht mehr aufbessern, aus ihm ist einer geworden, der so ist, wie er scheint. Ausgestattet mit einem unbedingten Willen zum Entertainment, mit seinem unerschöpflichen Repertoire, gepaart mit seinem atemberaubenden Sprechtempo und seiner unnachahmlichen Stimme. So drückt er jedem Auftritt, jedem Gespräch seinen Stempel auf, und das in einer Branche, in der sich jahrzehntelang zu behaupten nicht allzu vielen gelingt. Er kann es, weil er sein Original ist, niemals zeitgeistig sein will und deshalb so zeitlos komisch ist. Und weil er sein Handwerk meisterlich beherrscht. Hinter der schrillen Figur mit der Kappe verbirgt sich auch ein genialer Musiker, ein Maler, ein echter Künstler eben, über den noch immer und gerne gelacht werden darf. Happy Birthday, Otto, es war mir eine Ehre.