Mit der gestrigen Ausschreibung im Amtsblatt der „Wiener Zeitung“ sucht der ORF nach einem monatelangen Katz-und-Maus-Spiel von Generaldirektor Alexander Wrabetz nun auch offiziell je einen Channel-Manager und Chefredakteur für ORF eins und ORF 2. Das soll der Schärfung des Profils des jeweiligen Senders dienen, doch gleichzeitig ist keine Erhöhung der Eigenproduktionsmittel in Sicht. Somit ein Himmelfahrtskommando, nur um die Politik mit Versorgungsposten versöhnlich zu stimmen? Also „Alex und sein Streichelzoo“, bloß nicht als neue Unterhaltungsserie auf dem Bildschirm, sondern in den Politbüros und Gängen?
Die neue Struktur könnte außerdem rasche und mutige Entscheidungen verhindern, die bei kreativen Prozessen in der Programmgestaltung allerdings notwendig sind. Anders ausgedrückt: Zu viele Köche können den Brei verderben, bevor er überhaupt noch angerichtet ist. Die Channel-Manager haben inhaltliche Verantwortung und das Budget für ihren Kanal.
Paradox: Während Wrabetz in der Finanzvorschau bis 2021 den Abbau von 300 Stellen vorsieht, schafft er jetzt acht neue, hoch dotierte Posten neben seinen vier Direktoren Andreas Nadler (Finanzen), Kathrin Zechner (Programm), Monika Eigensperger (Radio) und Michael Götzhaber (Technik). Das Bruttojahresmindestgehalt für die Channel-Manager (Favoriten: Lisa Totzauer und Alexander Hofer) und die Chefredakteure beträgt rund 60.300 Euro. Einmal kursiert der Name Roland Brunhofer.
Zudem wird die neue Stabsstelle „Public Affairs“ eingerichtet, die der Büroleiterin des ehemaligen Finanzchefs Richard Grasl versprochen sein soll: Christine Lackner. Weiters ausgeschrieben: die Positionen der Programmchefs für beide Hauptsender, die das Channel-Management „unterstützen sollen“. Und für die Leitung von „Human Resources“ (Schulungen, Strategie etc.) kann man sich ebenfalls bis 10. April bewerben.