Da staunten die Gestalter der Reihe "Heimatleuchten" nicht schlecht. Nach einer Begehung im Sommer war man von Graz begeistert: Uhrturm, Feinkost Mild, Theatercafé – alles hübsch anzusehen. Als man im Herbst mit den Kameras anrückte, raubten stahlgerippige Baugerüste just die Aussichten auf Uhrturm, Feinkost Mild und das Theatercafé. Aber auch Servus TV hat findige Filmer und so sieht das Publikum das Grazer Wahrzeichen hauptsächlich von innen. Das Uhrwerk kennen ohnehin die wenigsten. Und auch bei den beiden Traditionslokalen beschränkte man sich auf das Interieur und ignorierte die verstellten Fassaden.
„Mit Conny Bürgler in Graz“ lautet der Untertitel der heutigen „Heimatleuchten“-Folge, einer Reihe, die sich freitags inzwischen etabliert hat. Den Quotenrekord hält der Ausflug in die Nockberge am 13. Oktober mit 222.000 Zusehern.
Ausgangsidee für die filmische Liebeserklärung an die Murmetropole war, sie weniger von der touristischen als viel mehr von der unalltäglich-alltäglichen Seite zu zeigen: „Das Graz der Grazer“, wie Conny Bürgler bei einer Vorpremiere am Mittwochabend betonte. So stieß die 36-Jährige auf kleine Juwele der Feinarbeit und Nostalgie. So etwa die Hutmanufaktur Kepka in der Wickenburggasse, den Verein DruckZeug in der ehemaligen Druckerei Bauer oder das Puch Museum. Neben der bei Servus TV traditionell außergewöhnlichen Bildqualität (farblich und stilistisch) überzeugen auch die sanften Übergänge zwischen den Themen und der gesprochene Text. Für heitere Momente sorgt u. a. Graz-Historiker Karl Albrecht Kubinzky, der etwa die Bedeutung der Weikhard-Uhr am Hauptplatz beschreibt und vom traurigen Ende des Uhrturmwärters auf dem Schloßberg berichtet. Musikalisch zeigt sich die Stadt jung und vielfältig: G’sungen und g’spielt wird von Puella und Margrets Musi (im Theatercafé) sowie von der Freigarten Blas auf dem Schloßberg. Der Ausflug ins Umland führt auf den Schöckl, den Bürgler in einem Puch Haflinger an der Seite von Museumsdirektor Karlheinz Rathkolb holpernd bezwingt.
Conny Bürgler stammt aus Maria Alm im Pinzgau und fällt vor allem durch den Dialekt und ihre Offenheit auf: „Es ist selten, dass ich mit jemandem nicht zusammenkomme“, sagt die Salzburgerin und erklärt den Wesenszug auch mit ihrer familiären Geschichte. Aufgewachsen am Bauernhof und auf der Skihütte des Onkels in Dienten war sie immer unter Menschen. Acht Jahre als Skilehrerin in Maria Alm sowie die Zeit als Musikantin trugen das Übrige zu ihrer Freude am Plaudern bei. „Heimatleuchten“ moderiert Bürgler fünfmal im Jahr, zwei Monate wird an einer Folge gearbeitet. Sonst moderiert sie „Hoagascht“ (samstags, 19.40 Uhr) und arbeitet in der Volkskulturredaktion. Städte mag sie eigentlich nicht, Graz inzwischen aber schon: „Die Menschen sind locker und die Kulinarik ist hervorragend.“
Christoph Steiner