Wenn Eckart Witzigmann darüber spricht, wie „warmherzig“ ihn die Steiermark und deren Einzugsgebiet im letzten Jahr empfangen haben, wirkt der 76-Jährige richtig gerührt. So war eine zweite Saison von „Palazzo“ im Grazer Messepark schnell klar – mit neuen Artisten (darunter Joe & Martin aus Südamerika mit ihrem Schleuderbrett sowie die akrobatischen English Gents) und neuem Menü (inklusive Maronisamtsüppchen und Hirschkalbsrücken).
Wir sprachen mit dem „Koch der Könige und Götter“, wie ihn einmal die „New York Times“ nannte, im Steirerhof von Bad Waltersdorf, wohin Witzigmann zu einer Vorverkostung der vier Gänge lud. Und schmunzelte, als wir einige seiner Titel wie „Jahrhundertkoch“ und „Kulinarischer Genussbotschafter“ aufzählten: „Den höchsten Anspruch stelle ich an mich selbst, da helfen mir Titel und Auszeichnungen nichts.“
Wie steht der gebürtige Vorarlberger, der zwar u. a. für Servus TV dreht („Zu Gast im Ikarus“), sich sonst aber im Fernsehen eher rarmacht, zum Kochshow-Boom im TV? „Vieles, was im Fernsehen abgebildet oder dargeboten wird, verzerrt das Berufsbild. Daher bewerben sich viele junge Leute schon als Fernsehkoch“, raunt Witzigmann. Sein Manager Horst Bork (er betreute früher Falco) fügt hinzu: „Sind sie dann mit der Realität konfrontiert, erleben wir die größte Berufsabbrecherquote bei den Lehrberufen. Weil die jungen Menschen eine völlig falsche Erwartungshaltung haben, was diesen beinharten Beruf betrifft.“
Witzigmann will aber festhalten, dass er „schon viel im Fernsehen gemacht hat, aber nicht diese Soap-Sendungen – viele meiner Ziehsöhne sind ja jetzt dort gut im Geschäft, da habe ich auch kein Problem damit“. Angebote gebe es genug, auch als Juror werde er immer wieder angefragt, aber einen Jury-Platz in Koch-Castingshows wie „The Taste“ lehne er „prinzipiell ab“ – und erläutert: „Da sollen sie junge, dynamische Leute mit einem guten Spruch hernehmen, das ist nicht mehr mein Vokabular.“
Resümierend sieht der Münchner die Kochshows als „zweischneidiges Schwert: Einerseits wird dir eine tolle Medienpräsenz inklusive lukrativer Werbeverträge geboten, andererseits ist es ein Trugschluss, dass man im Fernsehen auch die besten Köche sieht. Und viele dieser Formate sind eben nur Entertainment und haben mit dem realen Alltag nichts zu tun!“
Ist er selbst eigentlich TV-Konsument? „Ich schaue gerne Fußball sowie Reportagen über die Tierwelt oder History-Dokus, um meine geschichtlichen Kenntnisse aufzufrischen, etwa auf Phoenix oder Arte. Aber sicher keinen ,Tatort‘ mehr. Elend brauche ich nicht“, lacht Witzigmann.