Was für irrige Frauenfiguren! Die eine, Pharmareferentin Maria Voss (Nadeshda Brennicke) rollt nachts in einem knallroten Mantel auf Rollerblades durch Bremen. Dass sie nach einem schweren Autounfall und zertrümmerten Knochen wieder aufstehen würde, hat ihr niemand zugetraut. Sie hat sich zurück gekämpft ins Leben. Mit Effizienz, wahnhafter Willensstärke und der Wirkung der Pillen, die sich einwirft. Der Wahn, er sitzt, gar nicht subtil, in ihrem aufdringlich entrücktem, Gänsehaut produzierenden Blick. Die Frau ist immer an der Kippe; das ist anziehend und zugleich abstoßend zugleich.
Die andere, BKA-Profilerin Inga Selb (Luise Wolfram) ist eine faktengetriebene Optimierungsmaschine; genial, wenn es um das Finden von Beweisen geht, aber überfordert, wenn sich Gefühle zwischen sie und andere drängen.
Seit einigen Fällen pflegt sie ein Gspusi mit Kommissar Nils Stedefreund (Oliver Mommsen), während der sich dieses Mal auch von Maria Voss um den Finger wickeln lässt. Dabei müsste er zwischen all dem Hormonstau, den diese beiden Frauen auslösen, eigentlich noch mit Inga Lürsen (Sabine Postel) einen Fall um den verschwundenen Pharmareferenten klären, dessen abgetrennter Finger gefunden wurde.
Regisseur Florian Baxmeyer erzählt von Effizienzwahn, Selbstausbeutung und leuchtet die Abgründe der Leistungsgesellschaft aus. Nur leider bleibt bei all der Konzentration auf die exzentrischen Frauen kaum Zeit für die Ermittlungen und den sezierenden Blick auf die Pharmabranche. Bis 2018 hat das Kommissariat in Bremen noch Zeit dafür, dann ist dort Schluss. Julia Schafferhofer