Brutaler Raub, Mord, Kindesentführung - bei "Aktenzeichen XY... ungelöst" geht es um schlimmste Verbrechen. Kommenden Freitag feiert die im ZDF gestartete Sendung ihr 50. Jubiläum. Während in Deutschland noch immer nach Zeugen für diverse schwere Delikte gesucht wird, stieg der ORF im Jahr 2002 nach 34 Jahren aus.
Jahrelanges Aushängeschild der "Aktenzeichen" war deren Erfinder Eduard Zimmermann: "Den Bildschirm zur Verbrechensbekämpfung einzusetzen, das, meine Damen und Herren, ist der Sinn unserer neuen Sendereihe", erklärte er dem Publikum am 20. Oktober 1967. Ein Jahr darauf gab es auch ein Wien-Studio, 1969 stieg dann auch das Schweizer Fernsehen ein. In Österreich moderierte der spätere ORF-Chef Teddy Podgorski, 1972 übernahm Peter Nidetzky.
Der Sendung gelang es dabei recht erfolgreich, Licht in ungeklärte Kriminalfälle zu bringen. Rund 40 Prozent der Fälle wurden mit Hilfe aufmerksamer Zuschauer gelöst, meldet das ZDF. 1853 Fälle wurden von 1967 bis Ende Juli 2017 geklärt und 2319 Täter festgenommen. Besonders wichtig bis heute: die Damen und Herren am Telefon, die während der Sendung die ersten Hinweise entgegennehmen. Dazu Kriminalbeamte, weiterhin auch aus Österreich und der Schweiz, die über ihre Fälle berichten. So wandten sich im Fall "Lucile", bei dem eine französische Gaststudentin einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel, im Jahr 2015 Tiroler Ermittler an die Zuschauer der ZDF-Fernsehsendung.
So begann die Sendung, als sie 1994 noch eine Eurovision war:
Der Münchner Eduard Zimmermann (1929 - 2009) moderierte seine Sendung 30 Jahre lang - und bekam dafür auch Kritik. Zuschauer würden aufgefordert, andere Menschen zu denunzieren, hieß es. Auch die Einspielfilme, in denen bis heute Verbrechen nachgestellt werden, lehnten manche ab: zu realistisch, zu voyeuristisch, ein Wegbereiter des Reality TV. "Zugegebenermaßen haben wir als erste über die Verbrechensrealität berichtet. Somit haben wir unbewusst und ungewollt zur Entwicklung beigetragen", sagte Zimmermann bei seinem Abschied 1997. "Aber mit anderen TV-Sendungen, die später folgten, sind wir nicht zu vergleichen."
In der Tat rufen die Filme oft leichten Schrecken hervor, allerdings nicht, weil sie ungefilterte Gewalt zeigen würden. Unheimlich sind sie, weil die Straftaten real sind, vorgetragen von Ermittlern, für die die Tätersuche via Fernsehen mitunter die letzte Hoffnung auf eine Klärung des Falles ist. "Du kannst nicht sagen, das hat sich ein kreativer Drehbuchautor ausgedacht. Nein, es ist wirklich passiert", erklärt Rudi Cerne, der den TV-Klassiker seit 2002 moderiert. Ängstlicher sei er durch die Sendungen nicht geworden. "Ich bin nicht ängstlich, ich bin auch nicht misstrauisch, ich bin einfach vorsichtig. Misstrauen an der richtigen Stelle, darauf kommt es an."
Zum Jubiläum geht es bei "Aktenzeichen XY... ungelöst" wie gewohnt weiter. Am 25. Oktober um 20.15 Uhr läuft die nächste Folge im ZDF, wie stets gesendet vom Gelände der Bavaria Film im Münchner Vorort Grünwald. Es soll um Blitzeinbrecher und einen Bankraub gehen, und es wird um einen Elektriker gehen, der in Österreich erschossen wurde.
Zimmermann, der im Jahr 2009 verstorbene Erfinder der Sendung, hat in seiner Sendung auch immer die Seite der Opfer ins Zentrum gestellt, indem er etwa Präventionstipps gab. Und nicht zuletzt hat er 1976 auch den noch heute aktiven "Weißen Ring" ins Leben gerufen, eine Gesellschaft zur Unterstützung von Verbrechensopfern, die auch einen Landesverband in Österreich hat.