Herr Knapp, erst vor einer Woche traf sich dieselbe Runde bei Puls 4. Warum sollte sich das Publikum am Sonntag um 20.15 Uhr die Elefantenrunde bei ATV ansehen?
MEINRAD KNAPP: Zum einen sehen die Zuschauer diesmal auch Sylvia Saringer und mich, aber im Ernst - ich bin mir sicher, dass wir die Kandidaten anders erleben werden: Es sind nur mehr zwei Wochen bis zur Wahl, die Spannung steigt: Bundeskanzler Kern muss offensiver werden, Strache ist, wie politische Beobachter sagen, jetzt auf Wahlkampf Temperatur und für Peter Pilz ist es die letzte Chance vor einem großen TV-Publikum seine Standpunkte zu vertreten, denn bei den Kollegen aus dem öffentlich rechtlichen Rundfunk ist er nicht eingeladen.
Es wird in "Blitzduellen" – wie schon 2016 zwischen Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer – Phasen ohne Moderation geben. Warum? Das kam damals nicht sehr gut an.
MEINRAD KNAPP: Mich überrascht es noch immer, dass das Medium dafür verantwortlich gemacht wird, wenn zwei Kandidaten, die sich um das höchste Amt im Staat bewerben, nicht zivilisiert miteinander diskutieren können. Die Idee, dass zwei politische Gegner ohne zwischengeschalteten Moderator miteinander diskutieren, ist ja nicht weit hergeholt. Ich steh ja auch im politischen Alltag nicht als Vermittler oder vielleicht sogar als Mediator zur Verfügung. Außerdem, da es wohl keine absolute Mehrheit am 15. Oktober geben wird (so weit trauen wir den Meinungsforschern) werden immer wieder zwei Politiker miteinander diskutieren müssen, wenn sie gemeinsam in einer Regierung arbeiten wollen.
Peter Filzmaier meint, in unmoderierten Diskussionssendungen werden ureigene Aufgaben der Journalisten aufgegeben – etwa das kritische Nachfragen.
MEINRAD KNAPP: Unsere ureigene journalistische Aufgabe ist es, Politiker zu entlarven und eben nicht ihren Spin weiter zu erzählen. Es gibt so viele Plattformen für journalistische Nachfragen, bei der Bundespräsidentenwahl haben das ja manche auf die Spitze getrieben, in dem sie mit den Kandidaten etwa gebeten haben Eierspeise zu kochen. Da hat dieses ganz puristische Duell als Alternative doch massiv zur journalistischen Pluralität beigetragen.
Wissen Sie schon, wen Sie am 15. Oktober wählen?
MEINRAD KNAPP: Zum Frühstück Müsli und Schwarztee, aus dem Schrank Anzug, Hemd und Krawatte und ab dem Nachmittag hoffentlich die richtigen Worte bei der Analyse mit meinen Kollegen Peter Hajek und Thomas Hofer bei „ATV Meine Wahl“. Und was mein Kreuzerl angeht: auch da hab ich schon meine Entscheidung getroffen. Nach dem Motto: Mir ist ein Kompromiss am Wahlzettel lieber, als dass ich auf mein Recht verzichte, mitzuentscheiden.
Christoph Steiner