Von Athen am Mittwochabend über Bozen in einer Woche und Johannesburg am 23. August bis nach Damaskus in Syrien am 30. August – mit vier untypischen Städteporträts setzt das "Weltjournal" seine überaus beliebte Sommerserie fort. Die ORF-Korrespondenten präsentieren "ihre Stadt" auf etwas andere Art und gewähren Einblick in ihren Arbeitsalltag – weitab der üblichen Touristenpfade.Den Auftakt macht Griechenlands Hauptstadt, die als Wiege der Demokratie gilt, doch angesichts der Wirtschafts- und Finanzkrise und der rigiden Sparauflagen scheint den Griechen die Kontrolle über ihr Schicksal entglitten zu sein.
Korrespondent Ernst Gelegs zeigt um 22.30 Uhr in ORF 2 Athen. Doch wie sehr ist es eigentlich "sein Athen"? Immerhin berichtet der Korrespondent auch regelmäßig aus Ungarn, Rumänien oder Bulgarien: "Es ist ,Mein Athen‘ genauso, wie es ,Mein Budapest‘, ,Mein Prag‘, ,Mein Warschau‘, ,Mein Bratislava‘, ,Mein Bukarest‘, ,Mein Sofia‘ und ,Mein Chisinau‘ ist. Denn für die Länder all dieser Hauptstädte bin ich als Osteuropa-Korrespondent seit mittlerweile knapp 20 Jahren zuständig und regelmäßig dort. Da entwickelt sich ganz automatisch eine gewisse Beziehung zu den Städten", sagt Gelegs, ein gebürtiger Wiener.
Die Krise des Landes merke man nicht auf den gut gebuchten Ferieninseln: "Sie hat vor allem die großen Städte wie Athen oder Thessaloniki verändert. Arbeitslosigkeit und Armut sind stark angewachsen. Aber die Krise hat auch bei vielen Menschen in Athen für ein Umdenken gesorgt, etwa im Taxigewerbe", schildert Gelegs: "Unter zehn Euro ist früher kein Taxler gefahren, egal wie kurz die Distanz war. Heute reißen sich die Taxifahrer um Fahrgäste und um zehn Euro fährt man mittlerweile von einem Ende der Stadt zum anderen."
Für seine Reportage traf der 56-Jährige auch Giorgos Papandreou, Griechenlands Premierminister zwischen 2009 und 2011. Der lässt am amtierenden Regierungschef Alexis Tsipras natürlich kein gutes Haar: "Er meint sinngemäß, dass Tsipras das Paradies versprochen, aber den Menschen die Hölle beschert habe", sagt Gelegs, der zwar auch Athens Problemviertel Exarchia zeigt, der Buntheit und Vielfalt der Stadt aber ebenso viel Platz einräumt.
Christoph Steiner