Kurz vor der diesjährigen Echo-Verleihung Donnerstagabend hat Moderator Jan Böhmermann (36) die deutsche Popmusikindustrie scharf kritisiert. Der wichtigste deutsche Musikpreis ehre zu oft "seelenlose Kommerzkacke", beschwerte sich der Satiriker in einem Video, das am Donnerstag auf der Youtube-Seite seiner Sendung "Neo Magazin Royale" veröffentlicht wurde.
Songs wie die des zweifach nominierten Sängers Max Giesinger zeichneten sich vor allem durch leere Songtexte und unverfängliche Inhalte aus. Die deutsche Popmusik der letzten Jahre sei vom Schlager kaum noch zu unterscheiden, findet Böhmermann: "Gefühle abklappern, Trost spenden, Tiefe vorgaukeln, Millionen erreichen und verdienen und dabei immer schön unpolitisch und abwaschbar bleiben." Neben dem "Heile-Welt-Getue" kritisierte er Schleichwerbung in Musikvideos und fragte: "Ist der Echo eigentlich der Preis der deutschen Musikindustrie oder der Preis der deutschen Industriemusik?"
Böhmermann hatte sich bereits kurz nach der Verleihung der Goldenen Kamera im März in seinem Spotify-Podcast über langweilige Preisverleihungen im deutschen Fernsehen beschwert.
Neue Regeln, neuer Sender, stärkere Jury
Nach einer Neuausrichtung verleiht die deutsche Musikbranche am Donnerstag (20.00 Uhr) ihren jährlichen Echo-Preis. Die Show in den Berliner Messehallen moderieren die Sänger Sascha und Xavier Naidoo. Die Gala wird aber erst am Freitagabend um 20.15 Uhr im Privatsender Vox gezeigt.
Bisher hatte die ARD die Show im Ersten live übertragen, war aber nach mageren Zuschauerquoten ausgestiegen. Das Hip-Hop-Trio Beginner geht mit vier Nominierungen als Spitzenreiter ins Rennen. Auftreten sollen unter anderem Udo Lindenberg mit BAP-Sänger Wolfgang Niedecken, die Amerikanerin Beth Ditto von der Indie-Band Gossip, die jetzt solo unterwegs ist, und Die Toten Hosen mit ihrer neuen Single "Unter den Wolken".
Kürzung bei den Kategorien
Die Zahl der Preiskategorien wurde von 31 auf 22 gekürzt, auch die Auswertungsbasis hat sich geändert. Zwar sind für die Nominierung die Verkaufszahlen entscheidend, die Jury bekommt bei der Preisvergabe aber mehr Gewicht, ihr Votum fließt neben dem kommerziellen Erfolg zu 50 Prozent in das Ergebnis ein. Zu den rund 500 Juroren gehören Journalisten, Händler, Produzenten, ehemalige Preisträger und Nominierte sowie Label-Vertreter.
Mit jeweils drei Nominierungen gehen das sächsische House-Schlager-Duo Stereoact und die französische Sängerin Imany (37) als Favoriten ins Rennen um den diesjährigen Echo. Zweimal nominiert sind unter anderem Udo Lindenberg, Metallica und Die Lochis, wie der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) am Mittwoch mitteilte. Helene Fischer, Dauersiegerin der letzten Jahre, ist diesmal nicht dabei. Dafür gibt es erneut österreichische Künstler, die sich Hoffnungen auf eine Auszeichnung machen können: Andreas Gabalier ist in der Kategorie "Volkstümliche Musik" nominiert, Christina Stürmer geht ins Rennen als "Künstlerin international".