Der Besucherrekord kam wie bestellt: Just zum ersten Geburtstag von „Guten Morgen Österreich“ fanden sich laut ORF Mittwochfrüh rund 2000 Zuseher auf dem Feldkirchner Hauptplatz ein. So viele wie angeblich noch nie in der jungen Geschichte des umstrittenen, weil so harmlosen, unkritischen und inhaltlich allzu weichen Morgenmagazins. Jede Woche gastiert die Sendung in einem anderen Bundesland, zumeist jeden Tag in einem anderen Ort. Außerdem sollen die Kosten für den öffentlich-rechtlichen Försterliesel-Kitsch, der sich völlig unpolitisch mit einem Hofknicks vor den Landesfürsten gibt, aus dem Ruder laufen. Rund acht Millionen Euro pro Jahr sind dem Vernehmen nach von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz budgetiert.
In Tirol zeigt sich nun ein Bürgermeister „irritiert“ darüber, dass seine Gemeinde während des Gastspiels des Frühfernsehens Nächtigungs- und Verpflegungskosten der 20 ORF-Mitarbeiter übernehmen musste. Ihm hätten Amtskollegen von ähnlichen Erfahrungen berichtet, meldete die „Tiroler Tageszeitung“.
Ein Rundruf in Kärnten und der Steiermark bestätigt den Tiroler Ortschef. Aber nur zum Teil: „Wir haben Hotel und Frühstück für 15 Mitarbeiter des ORF übernommen“, sagt Georg Kavalar, Bürgermeister von Steindorf am Ossiacher See, wo die Sendung am Montag Station machte. Für Kavalar eine „gute Werbemöglichkeit“ – und für 1600 Euro nicht teuer. Immerhin sahen die „tollen Bilder“ seiner Gemeinde rund 100.000 Zuschauer. In der Steiermark gastierte die Sendung in der Vorwoche: Sowohl Bürgermeister Anton Vukan (Mureck) als auch Amtskollege Johann Winkelmaier (Fehring) übernahmen aus ihren Gemeindekassen Zimmer mit Frühstück für das ORF-Team. Beide bestätigen, dass der Sender dies lange im Vorfeld angekündigt hatte. Für Vukan ist das auch „völlig in Ordnung“, Winkelmaier ist „froh, dass die Sendung in Fehring Station gemacht hat“. Bei einem Blick auf „Quote und Werbewert sind uns das die Kosten wert“, so Vukan.
Der Sendungsverantwortliche von „Guten Morgen Österreich“, Alexander Hofer, lässt die Kleine Zeitung wissen, dass sich „Kost und Logis selbstverständlich im Sendungsbudget“ befinden: „Wir gehen ja nicht grundsätzlich davon aus“, sagt Hofer zur Übernahme der Kosten. Sie wird den Gemeinden also freigestellt. Eine schiefe Optik kann er dabei nicht erkennen: „Der ORF hat nie verschwiegen, dass er Sachleistungen zur Finanzierung von ,Guten Morgen Österreich‘ bekommt. Im Gegenteil: Am Ende jeder Sendung wird die besuchte Gemeinde als Kooperationspartner offengelegt, so wie es das ORF-Gesetz vorsieht.“ Die Auswahl der Orte obliege den Redaktionen der Landesstudios. Direkt bewerben können sich die Gemeinden nicht, aber laut Hofer „natürlich ihr Interesse bekunden“. Ob sich die Orte an den Kosten beteiligen, spiele bei der Auswahl jedenfalls keine Rolle.
Damit sich das mobile Studio im roten Truck künftig besser rechnet, wird im Rahmen der Evaluierung derzeit laut darüber nachgedacht, die Vorabendsendung „heute leben“ (unter einem Titel wie „Guten Abend Österreich“) auch aus den Regionen zu senden. Für ORF-Stiftungsrat Siggi Neuschitzer ist der Fortbestand jedenfalls elementar: "Mit dem Truck kommt das Fernsehen in die Täler und Dörfer zu den Menschen!"
Christoph Steiner & Christian Ude