Hin und wieder hat negative Werbung einen positiven Effekt und weckt Neugier. Beim "Tatort" am Sonntag war dem nicht so. Die Vorabkritiken waren überwiegend desaströs und das Publikum hat sich davon abschrecken lassen: In Deutschland schalteten die Folge "Babbeldasch" 6,35 Millionen Unerschrockene ein. Für jede andere Sendung wäre so eine Zuseherzahl ein Grund zum Jubeln, für die Krimireihe nicht. So eine geringe Reichweite hatte man zuletzt im Juli 2015 mit der (Schweizer) Episode "Schutzlos". Ein "Tatort" mit Ermittlerin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) hatte 2006 zuletzt so wenige Fans. Via ORF 2 waren 477.000 Österreicher mit dabei - auch ein Wert weit unter dem Schnitt.
Aber die Bewertungen im Vorfeld hatten nicht zu wenig versprochen: "Babbeldasch" erfüllte tatsächlich so gut wie alle nicht in ihn gesetzten Erwartungen.
Schon binnen der ersten Minuten wurde offensichtlich, dass kein Drehbuch und überwiegend nur Laiendarsteller - so das bewusst angelegte Experiment - nicht einmal teilweise funktioniert. Die Handlung mit den fast 15 Beteiligten war schnell verworren und das lag nicht immer nur am pfälzischen Dialekt. Die Schauspieler glichen sich unterdessen an. So spielte Ulrike Folkerts unter ihrem Niveau und die Laien leider nur wenig über dem ihren - beides genügte nicht, um zu unterhalten. Als etwa einer der Hobby-Mimen des Mordes verdächtigt wurde, erwiderte er ausdruckslos, stocksteif und den Text innerlich ablesend: "Also, das trifft mich wie ein Keulenschlag."
Zwei kleine Lichtblicke
An der Idee einen "Tatort" auf diese Art zu inszenieren ist nichts auszusetzen, aber nun sollte der ausführende SWR auch unumwunden eingestehen, dass "Babbeldasch" misslungen ist. Denn abgesehen vom Dialekt und den überforderten Darstellern gab es ja auch noch einen Fall und der war ausnehmend langweilig und gewöhnlich. Positiv hervorzuheben sind die Musik und die Leistung von (Profi-)Darstellerin Lisa Bitter als Ermittlerin Johanna Stern. Nur konnten weder die Klänge noch die 32-Jährige vom Rest ablenken.
"Babbeldasch"-Regisseur Axel Ranisch darf sich übrigens schon am nächsten "Tatort" aus Ludwigshafen versuchen. Abermals ohne Drehbuch, dafür mit ausschließlich professionellen Darstellern. Zumindest einen seiner Fehler möchte der SWR kein zweites Mal begehen.
Christoph Steiner