Die Kamera ruckelt wie auf dem Tagada-Karussell und strenges Pfälzisch in Variationen bleibt auch missverständlich, wenn man den Ton lauter dreht. Erster Eindruck: Was ist das bitte für ein „Tatort“? Ein höchst spezieller. Mit „Babbeldasch“ wagt der Südwestrundfunk (SWR) mit dem allerersten Improvisations-Fall ermittlungstechnisch Neuland. Im 47. Jahr der alten Tante „Tatort“ ist das wieder einmal ein tollkühnes Experiment – eines, das die Profidarsteller fordert. Noch mehr aber die Zuseher.
Der Mörder stand lange nicht fest
Warum? Dieser Fall wurde chronologisch und ohne ausformuliertes Buch gedreht. Die Schauspieler (bis auf die TV-Ermittler) sind allesamt Laienmimen des Mundarttheaters „Hemshofschachtel“. Szenen und Dialoge werden nach einem Treatment improvisiert. Bis kurz vor Ende hat Ulrike Folkerts selbst noch nicht gewusst, wer denn der Mörder oder die Mörderin sein wird.
Die Geschichte ist genau in so einem Mundarttheater angesiedelt. Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) besucht mit ihrem Kollegen ein Laientheater. Dass deren Gründerin (Malou Mott) während der Premiere an einem allergischen Schock stirbt, die Tatwaffe Mohn ist, der in ein Schokocroissant gefüllt wurde, und alle von „das Mohn“ sprechen, steigert die Verwirrung eingangs nur noch.
Dazu erscheint die tote Theaterchefin der Kommissarin im Traum und sagt: „Wenn du jetzat net rausfinscht, was do bassiert is, donn besuch isch disch jedi Nacht. Du konnsch disch net versteckle!“ Diese Sequenzen häufen sich. Das macht sie nicht besser. Odenthals Kollege Mario Kopper (Andreas Hoppe) haut ab. Also bleibt nur Kollegin Stern (Lisa Bitter) über.
Die Figur der burschikosen Lena Odenthal erfährt hier ganz neue, sanfte und spannende Facetten. Und Sterns kranke Zwillinge lockern den Ludwigshafener „Tatort“, dessen Fälle zuletzt arg konstruiert wirkten, auf. „Babbeldasch“ hat durchaus seinen Reiz: Der Krimi ist temporeich und die Milieustudie durch den Dialekt authentisch.
Aber: Dieser Krimi zeigt, warum ein gutes Drehbuch unerlässlich für Spannungsbögen ist. Hier hapert es an der Plausibilität und an den Dialogen.
Fortsetzung folgt
Vielleicht klappt’s ja beim zweiten Mal: Der SWR dreht bereits noch einen Impro-„Tatort“ mit Folkerts. Wieder wird Axel Ranisch Regie führen. Fazit: Es kann nur besser werden.