Es ist ein Spezifikum im österreichischen Fernsehen und wiederholt sich teilweise sogar mehrmals im Jahr. Dennoch sorgt es beim Publikum regelmäßig für Verwunderung und Ärger: Am Sonntag ab 16.15 Uhr zeigt der ORF auf drei seiner vier Sender Sport. Auf ORF eins läuft die Nordische Ski-WM, auf ORF 2 das Fußball-Bundesligaspiel St. Pölten - Sturm Graz und auf ORF Sport+ die Wiederholung der Tischtennispartie Wels - Linz. Warum der ORF seinen Kunden solcherart Programmgestaltung antut? Weil er muss.
Die Medienbehörde untersagt dem Sender, sogenannten Premiumsport auf dem Spartensender ORF Sport + auszustrahlen. "Premium" sind per Gesetz jene Bewerbe, "denen in der österreichischen Medienberichterstattung breiter Raum zukommt", und dazu zählen neben Formel-1-Rennen, Fußball-Länderspielen, der Champions League und Rennen aus dem Skiweltcup ebenso alle Disziplinen der Nordischen Ski-WM und Matches der heimischen Fußball-Bundesliga. ORF Sport+ soll Randsportarten mit weniger Breitenwirkung vorbehalten bleiben - wie etwa Handball, Leichtathletik, Tanzen oder eben Tischtennis.
Finden, wie Sonntagnachmittag, die Nordische Ski-WM und die Fußball-Bundesliga gleichzeitig statt, muss der ORF auf ORF 2 ausweichen. Auch auf eines der beiden Sportereignisse zu verzichten und es aus dem Programm zu nehmen, ist keine Option. Der ORF ist gegenüber seinen Vertragspartnern, von denen er die Senderechte erworben hat, verpflichtet, live zu übertragen. Und abgesehen davon, dass der Sender es ohnedies nicht dürfte, wären Verbände wie etwa die FIS (nordisch) und die Bundesliga (Fußball) wenig begeistert, liefe ihr Sport "nur" im Spartenkanal.
Anhand der Quoten bemerkt der ORF übrigens nichts von dem Groll gegen seine Programmierung, der wohl auch diesmal wieder in Onlineforen zum Ausdruck kommen wird. Als das letzte Mal (am 12. Juni 2016) sowohl in ORF eins (Fußball-EM) und ORF 2 (Formel 1) Live-Sport zu sehen war, erreichte man damit im Schnitt etwa 500.000 Seher - pro Kanal.
Christoph Steiner