Allerorts ist Verlässlichkeit ein hohes Gut. In einer gleichsam fluktuierenden und zerbrechlichen Szenerie wie der TV-Unterhaltung noch viel mehr. Hier genießt die Übertragung des Opernballs einen Sonderstatus. Gefühlt berichten stets Mirjam Weichselbraun, Alfons Haider und Barbara Rett sowie das kongeniale Moderatoren-Duo Christoph Wagner-Trenkwitz und Karl Hohenlohe Jahr für Jahr über das Gleiche. Dennoch und womöglich gerade deswegen zählt die Sendung immer zu den meistgesehenen im ORF. Im Vorjahr landete sie mit im Schnitt 1,4 Millionen Zuschauern auf Platz zehn im Jahresranking. Die Plätze eins bis drei belegten übrigens Österreichs ruhmarme Auftritte bei der Fußball-EM in Frankreich.
Tradition hat die Opernball-Übertragung auch für den Bayerischen Rundfunk (BR). Bereits seit 20 Jahren übernimmt die Landesrundfunkanstalt mit Sitz in München die Live-Bilder des ORF. So auch heute zur Eröffnung ab 21.40 Uhr. Eigene Mitarbeiter entsendet der BR dafür nicht nach Wien: "Das hatten wir in der Vergangenheit einige Male gemacht, sind aber davon abgekommen. Die Wiener Kollegen spüren auch für uns alle Promis auf", heißt es aus der Pressestelle. Die Quote für die Sendung wird in München als "saftig" bezeichnet – also sehr zufriedenstellend. Im Vorjahr verfolgten den Opernball via BR 620.000 Deutsche, davon 430.000 in Bayern: "Das bayerische Publikum ist sehr traditionell, und so gehört auch der Wiener Opernball als ,Klassik Entertainment Event‘ zu den Sehgewohnheiten unserer Zuschauer", sagt Beate Bodenschatz vom BR. Vergleichbares bietet in Deutschland nur der MDR mit der Übertragung des Semperopernballs. Dieser fand heuer zum 12. Mal statt, die Sendung erreichte einen Marktanteil von fast 20 Prozent. Im ORF kam der Wiener Opernball im Vorjahr auf 54 Prozent. Neben dem Bayerischen Rundfunk überträgt auch 3sat das Kultur- und Societyspektakel in den gesamten deutschsprachigen Raum. Mit großem Erfolg: Im Vorjahr feierten via 3sat 1,1 Millionen Zuseher mit.
Ehe die Live-Übertragung um 21.10 Uhr beginnt, steht wieder eine der von Lisbeth Bischoff für gewöhnlich sehr unterhaltsam und liebevoll gestalteten Dokumentationen auf dem Programm von ORF 2 und 3sat. Heuer heißt es "Alles Oper", die 45 Minuten stehen ganz im Zeichen der Opernstars sowie der Balletttänzerinnen und Balletttänzer. Unter anderem erzählen Lidia Baich, José Carreras, Juan Diego Flórez, Plácido Domingo, Camilla Nylund, Eva Lind, Susanne Kirnbauer-Bundy, Michael Birkmeyer, Manuel Legris und Renato Zanella aus ihrer Sicht über das Walzergepränge an der Wiener Ringstraße. Im Anschluss melden sich Weichselbraun, Rett und Haider aus der Staatsoper, ehe es heißt: "Alles Walzer!"
Christoph Steiner