Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) übt Kritik an der Übernahme des Privatsenders ATV durch die ProSiebenSat.1-Puls 4-Gruppe. Die Zeitungsverleger orten eine Gefahr für die Medienvielfalt und den Wettbewerb und zweifeln darüber hinaus an, ob die Fusion kartellrechtlich überhaupt genehmigt werden kann.

"Als größte Privatsendergruppe hat ProSiebenSat.1-Puls 4 schon heute eine eindeutig marktbeherrschende Stellung im Land - mit dem Erwerb von ATV verbliebe eigentlich nur noch Servus TV als genuin österreichisches Privatsender-Vollprogramm, mit einem Fernsehmarktanteil unter zwei Prozent. Von österreichischer Fernsehvielfalt kann dann eher nicht mehr gesprochen werden", erklärte VÖZ-Geschäftsführer Gerald Grünberger in Reaktion auf den bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) angemeldeten Zusammenschluss.

Verkauf sei noch "klärungsdürftig"

"Weniger Abwechslung für das Publikum und langfristig höhere Preise für die gesamte Werbewirtschaft - über die Konsequenzen einer noch drastischeren Konzentration am Fernsehmarkt sollten sich die Wettbewerbshüter keine Illusionen machen", so Grünberger weiter. Ob die geplante Fusion kartellrechtlich überhaupt genehmigungsfähig ist, erscheint für VÖZ-Vertreter noch klärungsbedürftig: "Redaktionelle und publizistische Medienvielfalt braucht vor allem die Vielfalt selbstständiger nicht verbundener Medienunternehmen, durch die eine Berichterstattung unter Berücksichtigung unterschiedlicher Meinungen gewährleistet wird."

Dass die weitere Konzentration - wie vom Kartellgesetz in solchen Fällen gefordert - notwendig und volkswirtschaftlich gerechtfertigt sei, lässt Grünberger nicht gelten: "Schließlich haben bereits mehrere Akteure ihr - kartellrechtlich weitaus unbedenklicheres - Kaufinteresse bekundet. Eine Einstellung des Senders ATV steht damit ohnedies nicht mehr im Raum."