"ATV-Anschluss an deutschen P7-Konzern perfekt. Auflagen zum Schutz österreichischer Medien vor deutscher Marktmacht notwendig. BWB am Zug" So reagierte ORF-Chef Alexander Wrabetz am Dienstag auf die Nachricht: Die ATV-Übernahme durch die ProSieben-Gruppe ist fix. Das Posting sorgte umgehend für Aufregung im Netz. Aber nicht, weil Wrabetz die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) aufgefordert hat, den Deal zu prüfen.
Es geht vielmehr um seine Wortwahl: Der "Anschluss"-Sager ärgert die Konkurrenz. Immerhin erinnert er an die Besetzung
Österreichs durch Naz-Deutschland 1938. Von einer "unglaublichen Wortwahl" sprach denn auch Puls 4-Infochefin Corinna Milborn. "So ein Begriff von höchster Stelle des öffentl-rechtlichen Rundfunks. Ich finde das wirklich skandalös", meinte Milborn via Twitter.
Dass man im ORF aufgeregt reagiert, ist allerdings nicht verwunderlich: Aus Wettbewerbssicht ist der Verkauf von ATV an die ProSieben-Gruppe nicht unproblematisch. Die Sendergruppe ist am heimischen TV-Werbemarkt schon jetzt Nummer eins - und mit einem Marktanteil von über 36 Prozent nach dem Kartellgesetz marktbeherrschend.
Genehmigung steht noch aus
ATV-Eigentümer Herbert Kloiber und die ProSieben.Sat1-Puls 4-Gruppe haben am Dienstag offiziell die Übernahme von ATV durch die ProSieben-Gruppe bestätigt. "Entsprechende Verträge wurden am 6. Februar 2017 abgeschlossen. Die Akquisition muss von den zuständigen Medien- und Kartellbehörden in Österreich genehmigt werden", teilten Kloiber und die ProSieben-Gruppe am Dienstag in einer Aussendung mit.
"Ziel des Kaufs ist es, ATV in die ProSiebenSat.1-Puls 4-Gruppe zu integrieren und die Position von ATV auf dem österreichischen TV-Markt so nachhaltig zu stärken", erklärte ProSiebenSat.1-Puls 4-Geschäftsführer Markus Breitenecker. "Ich freue mich, dass wir für den Fortbestand des Unternehmens die optimale Lösung gefunden haben", meinte ATV-Eigentümer und Tele München-Chef Kloiber.
"Durch die geplante Integration und Sanierung will Puls 4 den Fortbestand von ATV langfristig sichern", hieß es in der gemeinsamen Erklärung weiter. "Dabei würden ATV und Puls 4 wechselseitig insbesondere vom Know-how und den Prozessen innerhalb der Senderfamilie profitieren."
Verkauf muss erst genehmigt werden
Die ATV-Sender-Gruppe wird von der ATV Privat TV GmbH & Co KG betrieben und gehörte bisher Herbert Kloibers Tele München Fernseh GmbH & Co. Produktionsgesellschaft. Die ProSiebenSat.1-Puls 4 GmbH ist eine Tochter des deutschen Privat-TV-Konzerns ProSiebenSat.1 Media SE.
Die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) dürfte den Verkauf mit Auflagen genehmigen. Dies deutete BWB-Chef Theodor Thanner bereits vergangene Woche an. "Die vorgeschlagenen Auflagen der Zusammenschlusswerber erscheinen geeignet, die wettbewerbsrechtlichen Probleme und die Themen zur Medienvielfalt zu lösen", hieß es seitens der BWB. Als mögliche Auflagen wurden etwa eine getrennte Werbevermarktung und eine weiter eigenständige ATV-Redaktion kolportiert.