Ingrid Thurnher, neue Chefredakteurin von ORF III, will der "Information im Sender viel mehr Raum verschaffen". Dafür hat sie schon einige konkrete Pläne. So soll der Spartenkanal verstärkt als Sender für Breaking News positioniert, im Frühling ein neues Talkformat etabliert und im Herbst der "Club 2" wiederbelebt werden, sagt sie im APA-Interview.
Ein "großes gesellschaftspolitisches Diskussionsformat" fehlt nach Thurnhers Ansicht "und ORF III ist der richtige Platz dafür": "Wir versuchen, ganz tabulos zu überlegen, wie man das zeitgemäß umsetzen kann." Heißen wird diese Sendung dann "Club III"? "Das haben Sie jetzt gesagt", will sich die neue Chefredakteurin da noch nicht festnageln lassen.
Information sei noch ein wenig "das Nesthäkchen" im 2011 gestarteten Sender, findet Thurnher und möchte das ändern. Ihr Plan ist es, "konsequent das Informationsprofil auf ORF III auszubauen". Im Frühling "werden wir mit dem ersten neuen Talk-Format starten, das sich den Themenmontag einfügt".
Schnell auf aktuelle Ereignisse reagieren
Außerdem soll ORF III seine schlanken Strukturen und sein "flexibles Schema" nutzen, um im Anlassfall schnell live Sendung gehen zu können: "Wenn wir bei großen internationalen Ereignissen Bilder angeboten bekommen, können wir innerhalb von Minuten on air gehen. Da kann ORF III für die Zuschauer einen Zusatznutzen bieten."
Die Arbeit für ORF III fühlt sich für Thurnher ein wenig an "wie in einem Startup". Das Team sei jung, "die Entscheidungswege kurz, das hat eine ganz neue Qualität für mich". Die KV-Verhandlungen seien übrigens kurz vor Abschluss, meint sie auf eine entsprechende Frage - die Mitarbeiter hatten ja unlängst Stillstand beklagt. Zu den ORF III-Quoten will Thurnher aktuell nichts sagen, sie verweist auf die Programmpräsentation im März, wenn Senderchef Peter Schöber auch Bilanz ziehen wird.
Fehlt Thurnher, die seit 30 Jahren vor der Kamera steht und fast neun Jahre lang das Gesicht von "Im Zentrum" war, nun das Rampenlicht? Diese Frage hört sie nicht gerne. Die exponierte Stellung "nahmen wahrscheinlich die Zuschauer mehr wahr als ich selber". Das Angebot für die ORF III-Chefredaktion "kam zu einem guten Zeitpunkt, etwas Neues zu machen". War das regelmäßige Diskutieren mit einem doch begrenzten Figureninventar auf die Dauer ermüdend? "Es gibt eben in Österreich einen sehr begrenzten Kreis an Leuten, die man zu Sendungen einladen kann, die das auch machen möchten und gut machen. Aber das ist in Deutschland nicht anders."
Dass ihr Wechsel etwas mit der Aufregung über die "Causa Tempelberg" zu tun haben könnte, weist Thurnher einmal mehr als "Quatsch" zurück: "Wenn man wegen so etwas gleich den Job wechseln würde, dann wäre man nicht gut aufgehoben in seiner Aufgabe."
Thurnhers Vorgänger Christoph Takacs ging als Landesdirektor nach Salzburg, auch, weil der dortige ÖVP-Landeshauptmann den SPÖ-nahen Direktor Roland Brunhofer nicht mehr haben wollte. Solche Vorgänge seien "Teil der Realverfassung des Landes - darüber braucht man nicht lange diskutieren", meint Thurnher dazu. Das zu ändern, sei aber nicht Sache des ORF, sondern des Gesetzgebers.