Sie ist eine der wenigen deutschen Schauspielerinnen, die auch in Hollywood erfolgreich sind: Franka Potente ist regelmäßig in wichtigen US-Filmen und TV-Serien zu sehen und dreht nur noch selten fürs deutsche Fernsehen.
Die ARD konnte die 42-Jährige als Hauptdarstellerin für die neue Reihe „Der Island-Krimi“ gewinnen, die heute startet. Franka Potente spielt die erfolgreiche, aber etwas zerknautschte Krimiautorin Solveig Karlsdóttir, die es auf der wildromantischen Insel mit echten Fällen zu tun bekommt und diese auf recht unkonventionelle Weise löst. Zum Auftakt „Der Tote im Westfjord“ am Donnerstag um 20.15 Uhr in der ARD.
Was hat Ihnen denn an der Rolle gefallen?
FRANKA POTENTE: Ich habe noch nie die Ermittlerin in einem Krimi gespielt, das war also wirklich etwas Neues für mich. Ich wollte aber auch keine perfekte Ermittlerin spielen, wie sie in klassischen Thrillern auftreten – die sind immer alle so schlau (lacht). An Solveig finde ich gerade gut, dass sie so unperfekt ist – ganz ähnlich wie die Figur, die ich in den „Bourne“-Filmen gespielt habe . . .
. . . Ihre viel beachtete Kinorolle an der Seite von Hollywoodstar Matt Damon.
Genau. Solveig ist wie die Marie in den „Bourne“-Filmen ein bisschen verwirrt und kann nicht einfach so mir nichts dir nichts kombinieren, wer der Mörder ist. Das kann ich als Zuschauerin ja auch nicht, ich bin ein schlechter Krimigucker. Ich weiß wirklich nie, wer’s war (lacht). Außerdem hat mich an der Figur gereizt, dass Solveig so ziemlich das Gegenteil von mir ist, sie hat keine Kinder, keine Familie. Ich habe eine Freundin, die mich stark an Solveig erinnert, und ich hätte auch so werden können, glaube ich.
Sind Sie froh, dass es nicht so gekommen ist?
Ja, denn ich bin total glücklich mit dem, wie es ist. Ich habe einen Mann, zwei Töchter, das macht alles Sinn für mich. Trotzdem hätte das alles auch ganz anders laufen können. Gerade als Frau, die viel arbeitet, verpasst man ja auch schon mal eine Gelegenheit oder die Menschen, auf die es ankommt.
Sie leben in Los Angeles, wo Sie auch beruflich sehr erfolgreich sind. Warum, glauben Sie, haben Sie es als Deutsche anders als viele Kolleginnen in den USA geschafft?
Ich hatte vor allem das Glück, dass „Lola rennt“ 1999 beim Sundance-Filmfestival einen Publikumspreis gewann. Da reden die Leute heute noch davon, erst vor ein paar Wochen hat mich das New Yorker „Vice“-Magazin zu „Lola rennt“ interviewt. Ich habe diesem Film wirklich eine Menge zu verdanken. Aber man weiß im Filmgeschäft nie, wie’s kommt. Christoph Waltz hätte sich sicher auch nie träumen lassen, dass er mal mit Tarantino dreht und zwei Oscars gewinnt.
Ihr Mann Derek Richardson spielt im Island-Krimi auch mit?
Er hat eine kleine Rolle und spielt lustigerweise meinen Bruder – wir sind im Film also wie Brüderchen und Schwesterchen, das ist schon ulkig. Mein Mann war vor Ort, ich bin ja mit der ganzen Familie zu den dreimonatigen Dreharbeiten nach Island gereist, und als der isländische Schauspieler, der meinen Bruder spielen sollte, eine Theaterrolle angeboten bekommen hat, ist Derek eingesprungen.
Wie hat Ihnen Island gefallen?
Sehr gut, das ist ein sehr schönes Land und immer eine Reise wert. Ich mag diese Naturverbundenheit, die es da gibt, es ist alles noch sehr ursprünglich, sehr sauber. Im Sommer ist dort allerdings der Bär los, Reykjavik ist ziemlich überlaufen. Die Leute sind aber ziemlich cool, da kennt wirklich jeder jeden, obwohl das Land ja gar nicht so klein ist.
Zwei Island-Krimis haben Sie gedreht. Geht’s weiter?
Das steht noch nicht fest und hängt auch davon ab, wie gut die Filme beim Publikum ankommen.
Martin Weber