In der Ankündigung für Ihren Auftritt werden mehr Pointen versprochen als Österreich Medaillen bei Olympia geholt hat ...
GERNOT KULIS: ... ja, also mehr als zwei (lacht). Aber hängen Sie ruhig noch ein paar Nullen an.

Bereits Anfang des Jahres gab es für 200.000 verkaufte „Kulisionen“-Tickets den Platin Award. Was ist das Besondere an Ihrem Programm?
KULIS: Meine Programme sind eine Mischung aus aktueller Beobachtung und hohem Tempo. Unsere Zeit ist ja wahnsinnig schnelllebig, man denke nur an Snapchat – nach 50 Sekunden ist das Bild weg. Auch als Kabarettist muss man das Tempo erhöhen und schauen, dass ein Gag nach dem anderen kommt – das spiegelt die Zeit wieder. Dazu kommen die Geschichten, die ich selbst erlebt habe, und regionale Bezüge, die ich mir jedes Mal für die Auftrittsorte ausdenke.

Wenn Sie also zum Beispiel in Kärnten sind – was kommt da dann vor?
KULIS: Sehr regionale Geschichten, sei es das Stadion in Waidmannsdorf und in Wolfsberg der WAC oder sei es politisch, aber da hat sich die Landschaft eh wieder ein bisschen beruhigt. Aber ich erzähle sehr oft, wie sich ein Kärntner in Wien gibt.

Wie gibt sich denn ein Kärntner in Wien?
KULIS: Nun, zum Beispiel war zu Beginn meiner Wien-Zeit alles sehr teuer. Da habe ich mir dann einfallen lassen, wie ich zum Beispiel spätnachts das Taxi spare und gleichzeitig noch was zum Essen kriege: Ich bin einfach in eine Pizzeria gegangen, habe eine Pizza zum Zustellen bestellt und gefragt, ob ich mit der Pizza gleich mitfahren kann. Das funktioniert wirklich. Ich habe auch schon die Scheibenwischer abmontiert, als ich weit und breit keinen Parkautomaten gefunden habe. Und siehe da: Es war kein Strafzettel oben, obwohl überall sonst welche waren. Tja, die Parksheriffs haben halt noch kein Post-it! (lacht)

Sie sind mit Ihren „Kulisionen“ ja auf Abschiedstournee. Wird Ihnen der Abschied schwer fallen?
KULIS: Ich spiele das 500. Mal genauso gerne wie das erste oder das 50. Mal. Wir hören ja auch nicht auf, weil keine Leute mehr kommen, sondern weil ich etwas Neues probieren will. Und eventuell schreibe ich die „Kulisionen“ auch für den deutschen Markt um. Jedenfalls arbeite ich bereits an einem neuen Programm, denn in den letzten Jahren hat sich einiges angesammelt, das erzählt werden will.

War eigentlich schon jemand richtig beleidigt auf den Kabarettisten Gernot Kulis – zum Beispiel wegen der Telefonstreiche auf Ö3?
KULIS: Diese Telefonstreiche sind mittlerweile so eine Institution, dass die Leute, die ich anrufe, die Ausstrahlung gar nicht erwarten können. In 9 von 10 Fällen ist der Gag ja auch so, dass man mit Abstand darüber lachen kann, weil der Gag an sich lustig ist. Man ist aber natürlich immer an der Grenze unterwegs. Aber so beleidigt wie der türkische Präsident Erdogan auf den Jan Böhmermann war bei mir noch niemand. Der Böhmermann hat mit seinem Gedicht ein Thema getroffen, das im Jahr 2016 diskutiert werden sollte in Ländern, wo es nicht stattfindet – Meinungsfreiheit, Pressefreiheit. Es war vielleicht eine derbe Art, diese Diskussion auszulösen. Aber nachdem er nur gesagt hat, was „in Deutschland nicht geht“, war das ein Geniestreich, auch wenn es auf den ersten Blick sehr primitiv anmutet.

Haben Sie noch eine Schlusspointe für uns?
KULIS: Als großer Fußball- und Sport-Fan vielleicht folgende: Nach dem EM-Scheitern gegen Gudmundsson, Bödvarsson und Siegthorsson ruhen Österreichs Hoffnungen wieder auf der Skisaison.