800.000 Seher beim Auftakt und immer noch 700.000 bei Folge zwei - der Krimivierteiler "Pregau - Kein Weg zurück" hat sich zu Wochenbeginn zum Publikumshit entwickelt. Am Freitagabend folgt Episode drei, am Dienstag das Finale (immer 20.15 Uhr in ORF eins). Seit 2002 leitet Andrea Bogad-Radatz die ORF-Abteilung Film und Serien. Im Interview spricht die Burgenländerin über die Schwierigkeiten ihres Berufes und worauf sich der Sender künftig vermehrt konzentrieren möchte.
Frau Bogad-Radatz, Sie sind Serienchefin eines öffentlich-rechtlichen Senders, im Zeitalter von Netflix, Amazon Prime und Co. Wird der Job nicht von Jahr zu Jahr schwerer?
ANDREA BOGAD-RADATZ: Sie haben nicht ganz unrecht und begonnen hat es mit der Vielzahl an Serien, die für Plattformen oder Nischensender produziert werden, von denen Starschauspieler wie Kevin Spacey schwärmen, sie fänden es so toll in Serien spielen zu können, die eine zusammenhängende Handlung über mehrere Folgen haben. Oft gehen diese Formate aber am Geschmack des Mainstreampublikums vorbei, sind Kritikerserien und sprechen nur ein Nischenpublikum an. Die großen Sender in den USA und Deutschland haben die gleichen Probleme. Bei den Screenings neuer Serien fragen wir uns immer öfter: "Was soll davon am Hauptabend im Free TV mit Erfolg stattfinden?"
Mit welcher Konsequenz?
BOGAD-RADATZ: Wir wollen, wie bei "Pregau", immer öfter in Co- und Eigenproduktionen investieren. In der Gesellschaft hat sich meiner Meinung nach in den letzten Jahren auch ein Wandel vollzogen. Früher war vor allem für die jungen Zuschauer alles, was aus den USA kam cool und toll. Durch die Unsicherheit in der Welt, Katastrophen, Krieg und Terror besinnen sich inzwischen auch Junge wieder mehr auf ihre Wurzeln und ihre Heimat.
Warum laufen in ORF eins dennoch wesentlich mehr US-Serien als heimische Formate?
BOGAD-RADATZ: Der Anteil österreichischen Contents wird zum Glück immer mehr. Fakt ist aber auch: Eine eigenproduzierte Serie wie "Braunschlag" oder "Altes Geld" kostet in der Herstellung im Schnitt ein Vielfaches einer Kaufserie aus den USA. Es ist also eine Budgetfrage. Aber natürlich ist es auch Anspruch von ORF eins, den jungen Seherinnen und Sehern die besten internationalen TV-Serien zu bieten. Hier den richtigen Mix zu finden, erfordert viel Erfahrung. Und obwohl so eine Vielzahl an Serien produziert wird, wird es nicht einfacher für ein Massenpublikum erfolgsträchtige Formate zu finden.
Weil viele Serien mit fortlaufender Handlung produziert werden.
BOGAD-RADATZ: Ja auch, und die sind für einen wöchentlichen Sendeplatz nicht gut zu programmieren. Auch bei "Pregau" war das ursprüngliche Konzept auf acht Folgen a 45 Minuten angelegt. Mit dieser Formatierung haben wir bei wöchentlicher Ausstrahlung aber schlechte Erfahrungen gemacht und wollten deshalb einen Vierteiler drehen, und binnen einer Woche senden. Hätten wir den Krimi im Wochenrhythmus gezeigt, wäre uns das Publikum wegen der komplexen Handlung wohl ausgestiegen.
800.0000 bzw. 700.000 sahen die ersten zwei Teile, um 20.15 Uhr folgt Episode drei. War mit diesem Erfolg für "Pregau" zu rechnen?
BOGAD-RADATZ: Wir haben auf Erfolg gehofft und freuen uns jetzt natürlich sehr, dass das Publikum die Vorgänge in „Pregau“ mit so großem Interesse verfolgt.
Was war der Auslöser, zum Krimi "Pregau" auch eine kostenlose App auf den Markt zu bringen?
BOGAD-RADATZ: Das Format ist für ORF eins konzipiert und da sprechen wir vor allem die jüngeren Zuseher an. Von denen wissen wir, dass sie sich auch während dem Fernsehen im Internet bewegen. Und wenn sie das schon tun, dann müssen wir ihnen ein Angebot bieten, dass sie bei uns surfen.
Ist die App ein Erfolg?
BOGAD-RADATZ: Dazu kann ich im Moment nur so viel sagen, die Pregau App war am Dienstag Nummer 1 im App Store. Eine fundierte Auskunft darüber, können wir erst nach Abschluss des Vierteilers und einer entsprechenden Analyse geben. Egal ob dieses Experiment nun ein riesiger Erfolg wird oder nicht: Auf diesem Gebiet müssen wir weiterarbeiten.
Christoph Steiner