20 Jahre lang hat Monika Eigensperger die Geschicke von FM4 geleitet - nun übernimmt die 57-jährige Wienerin die Leitung der gesamten ORF-Radioflotte. Und zwar zusätzlich, denn im neuen "Kabinett" des wiedergewählten ORF-Generals Alexander Wrabetz ist eine Personalunion zwischen Radiodirektor und "Channel Manager" vorgesehen. Die Bestellung dazu erfolgte just an ihrem Geburtstag.

Eigensperger, am 15. September 1959 in Wien geboren, wurde 1996 Senderchefin von FM4 - damals quasi das Nesthäkchen der ORF-Radios und noch gar kein Vollprogramm. Man war in den Abendstunden bei "Blue Danube Radio" eingemietet. Der Jugendkultursender war Anfang 1995 gestartet und mauserte sich mit seinem Fokus auf "alternative Mainstream" bald zum internationalen Vorbild, auch dank "Kultsendungen" wie "Salon Helga". 2000 erfolgte der Neustart mit Programm rund um die Uhr, einem dem Trend in der damaligen Radiolandschaft trotzendem hohen Wortanteil und tagsüber englischsprachiger Moderation.

Am grundlegenden Programmschema von damals hat Eigensperger seitdem kaum gerüttelt: Fixpunkte wie die "Morningshow", der mittägliche "Reality-Check" oder Special-Interest-Schienen am Abend prägen auch heute noch den FM4-Tag. Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums im Vorjahr musste sich die Senderchefin denn auch mehr als einmal fragen lassen, wie "jung" der Jugendsender denn noch sei. Übers Alter zu reden, hält sie aber für müßig: "Jugendlichkeit ist keine Frage des Geburtsjahres." Popkulturell Interessierte jeder Generation sieht Eigensperger als Zielgruppe an.

Wenig Spielraum bei der Quote

Im Radiotest hatte FM4 zuletzt - im zweiten Halbjahr 2015 - 3,9 Prozent Reichweite und drei Prozent Marktanteil. Bei den Jungen (14 bis 49 Jahre) waren es sechs Prozent Reichweite und vier Prozent Marktanteil. Im urbanen Raum ist auch mehr drin. Der Vergleich zum Startjahr 2000 (5,2 Prozent Reichweite bei den Jungen, drei Prozent Marktanteil) zeigt auf, dass der Spielraum nicht allzu hoch ist - zumal die ganz jungen Hörer, wie Eigensperger selbst betont hat, immer schwieriger zu erreichen werden. Da hilft es auch wenig, dass man nicht genug Budget habe, um wieder einmal eine Werbekampagne zu fahren, wie sie einmal beklagte. Der Web-Auftritt - generell nicht gerade das innovationsstärkste Feld der ORF-Radios - hat man unlängst um eine Player-Applikation bereichert.

Junge österreichische Musiker können sich indes freuen über den Sender. Denn während so mancher etablierter Musikschaffende vehement, aber vergeblich Quoten für österreichischen Pop im Schlachtschiff Ö3 fordert, hat sich FM4 als Förderer des interessanten, international orientierten heimischen Nachwuchses verdient gemacht, nicht nur mit dem "Soundpark" als Plattform. So kommt man auf einen durchaus herzeigbaren Anteil österreichischer Musik von über 20 Prozent. Und den Gesamt-ORF versorgte FM4 regelmäßig mit Nachwuchs-Talenten, sei es in der Redaktion, der Moderation oder im Comedy-Bereich.

Die Herausforderung schlechthin für die neue Radio-Direktorin wird die Zusammenführung aller Sender und "Channels" am neu aufgestellten ORF-Zentrum am Küniglberg. Für sie ist der zentrale Standort "zunächst nur eines: Ein neuer Raum, den man mit Leben füllen muss", sagte sie einmal dazu. FM4 selber wird sich unter ihrer Ägide wohl keine großen Sorgen vor einer gröberen Umorientierung machen müssen: "Unser Auftrag ist es nicht, zu einem Massensender zu mutieren", wusste Eigensperger vor einiger Zeit. Daran hat sich derzeit nichts geändert, nur das Konzept des gescheiterten ORF-Generalsbewerbers Richard Grasl hätte anderes vorgesehen.

Privat ist Eigensperger lange Jahre mit dem Musikmanager und -publizisten Walter Gröbchen liiert. Selbst war sie in ihren Anfängen auch Musikprogramm-Gestalterin. Dass die Senderchefin - die eigenen Angaben zufolge gern leichtfüßigere Musik a la "Sunny Side up" lauscht - das Akustik-Bild von FM4 prägt, war übrigens nie zu befürchten: " Ich habe von Anfang an nicht versucht, der coolste DJ zu sein, den FM4 hat."