Vom „Schweigen im großkoalitionären Walde“ war am Mittwoch die Rede. Bis zuletzt hielt sich ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz bedeckt, wen er heute als Nachfolger für den scheidenden kaufmännischen Direktor Richard Grasl dem Stiftungsrat vorschlagen werde. Wrabetz, der betont, dass er Meister darin sei, Mehrheiten zustande zu bringen, hat mit dem Vorlegen seiner zwei Personalpakete – vier zentrale Direktoren, neun Landesdirektoren– an die gesamte nahe Senderzukunft zu denken.

Vom ORF-Gesetz her ist ihm aufgetragen alle fünf Jahre einen Antrag zu den Gebühren einzubringen, der vom Stiftungsrat beschlossen, vom Publikumsrat abgesegnet und von der Medienbehörde geprüft werden muss. Theoretisch wäre es möglich, dass die ORF-Geschäftsführung sogar eine Senkung der Gebühren beantragen könnte. Nur theoretisch, nicht faktisch, denn im ORF tut sich eine Finanzlücke auf, die nach den diversen Sparpaketen ausschließlich von einer Gebührenerhöhung aufgefangen werden kann. Dass die Werbeeinnahmen hier einspringen könnten, hat im Traumbüchl Platz.

Für einen Beschluss zur Gebührenerhöhung, den der abtretende Richard Grasl unterstützt, braucht der Generaldirektor die Unterstützung einiger der insgesamt vierzehn VP-Stiftungsräte, die bei seiner Wiederbestellung vor einem Monat die Stimme verweigerten. Tausche Posten gegen Zustimmung heißt das Spiel im Unternehmen ORF. Die zuletzt gehandelten „heißen Tipps“ für den Finanzdirektor betrafen den einstigen Grasl-Büroleiter Roland Weissmann, der die Produktionswirtschaft im ORF leitet, sowie Gerald Grünberger, Generalsekretär des Zeitungsverbandes. Beide haben unterschiedliche ÖVP-Fürsprecher. Dieser Deal führt zum Absprung bisheriger Wrabetz-Unterstützer. Wie berichtet dürften Kathrin Zechner als Programmdirektorin und Michael Götzhaber als Technikdirektor wiederbestellt werden. FM4-Chefin Monika Eigensperger gilt als kommende Radiodirektorin. Bei den Landesdirektoren beugt sich Wrabetz den Wünschen der Landeshauptleute beziehungsweise den Bundesländer-Stiftungsräten. Hier könnte es zu einem „Seniorenklub von Landesdirektoren auf Abruf“ kommen. Der Tiroler Landesdirektor Helmut Krieghofer wird im November 65 Jahre alt, der steirische Gerhard Draxler im Oktober 64. Die reguläre Amtsperiode beträgt fünf Jahre.