Katharina Straßer und Thomas Stipsits gewähren Einblicke in den Alltag. Nicht unbedingt den eigenen, sondern mehr jenem von uns allen. Für das neue ORF-Format "Gemischtes Doppel" (ab 20. September im Rahmen von "Die.Nacht" um 22.55 Uhr auf ORF eins) schlüpfen sie in zig Rollen, um sich an Klischees und Vorurteilen abzuarbeiten. Also "beinahe wahre Geschichten", wie der Untertitel suggeriert.

"Es ist eigentlich angelehnt an 'Fast wie im richtigen Leben' von Gerhard Polt", umriss Stipsits im Gespräch mit der APA die Tonalität der Serie, die sich vor Zuschreibungen wie Sketch-Comedy eigentlich verwehrt. "Diese Humorfarbe, dass also die Darsteller sehr trocken und natürlich agieren, dafür die Szene an sich das eigentlich Absurde ist, darum ging es. Es war von Anfang an klar, dass wir keine Comedy im Sinne von lustigen Brillen und falschen Bärten machen. Sondern eher, dass man sich das anschaut und denkt: Das gibt es jetzt nicht."

So begegnet der Zuschauer einem Ehepaar bei der Organversteigerung, braucht der Opa doch dringend eine neue Leber, oder man erfährt mehr über die pragmatische Seite eines Tiroler Gemeindechefs, der den örtlichen See an einen Scheich verscherbeln will. Das Duo spielt dabei durchaus mit Rassismen, nimmt die Gesellschaft aufs Korn, ohne aber oberlehrerhaft den Zeigefinger zu erheben. Statt Schenkelklopfer wird hier ein rabenschwarzer Gestus versprüht. Hinzu kommt ein Tempo, das Zeit lässt, um die Figuren zu entwickeln und die Seitenhiebe so richtig sitzen zu lassen.

Gemischtes Doppel - Beinahe wahre Geschichten
Gemischtes Doppel - Beinahe wahre Geschichten © ORF

"Wir sind früh draufgekommen, dass wir auf einer Wellenlänge sind", meinte diesbezüglich Regisseur und Co-Autor Georg Weissgram. "Am Anfang haben wir darüber gesprochen, dass es ein bisschen einen dokumentarischen Stil hat", ergänzte Stipsits. Einmal habe der zuständige Redakteur schließlich gemeint: "Das ist mir jetzt zu viel Ulrich Seidl", schmunzelte der Schauspieler. "Die Gefahr ist natürlich: Wir haben heute Sehgewohnheiten, die sehr schnell sind. Aber auch wenn man sich auf Netflix Dinge anschaut, dann leisten sich die oft eine irrsinnige Ruhe."

"Durchs Schlüsselloch"

Dadurch entstünde laut Straßer ein Gefühl, "als ob man durchs Schlüsselloch schaut und jemanden beobachtet. Du bist bei diesen Alltagssachen wirklich dabei." Was insofern kein Wunder ist, als viele Ideen und Anreize durch persönliche Beobachtungen und Erfahrungen zustande gekommen sind. "Das wurde uns eigentlich in den Schoß gelegt", meinte Straßer. "In dem Moment, wo man ein Auge und ein Ohr dafür bekommt, weil man weiß, dass man das schreiben möchte, passiert das einfach. Die Episode am Amt in der ersten Folge ist beispielsweise eine Mischung aus drei Amtsbesuchen, die wir wirklich erlebt haben."

Prinzipiell habe man daher auf Situationen gesetzt, die jeder kennt. "Und die kann man dann ausschmücken", erläuterte die Schauspielerin. "Man weiß ja: Die Idee alleine reicht noch nicht. Es muss verdichtet sein und auf etwas hinauslaufen", sagte Weissgram. "Auch wenn das nicht unbedingt eine Schlusspointe sein muss. Aber man muss mit einem Gefühl überbleiben."

Übrig geblieben sind lange Zeit auch die zehn Episoden von "Gemischtes Doppel", wurden diese doch bereits 2014 gedreht. Dass es nun endlich zur Ausstrahlung kommt, freut das Kreativtrio naturgemäß. "Ich bin froh, weil man keine Sekunde mehr vergeuden sollte", betonte Straßer. "Es hat auch nichts an Wert verloren. Wir haben nichts Aktuelles gemacht, sondern etwas Akutes." Für sie und ihren Ehemann Stipsits war es in dieser Form zudem diese erste Zusammenarbeit vor der Kamera (abgesehen von gemeinsamen Auftritten bei "Was gibt es Neues?"). "Es hat Vorteile, wenn man sich gut kennt. Aber es ist wohl umso peinlicher, wenn man das Gefühl hat, man versagt." Das sei Straßer zufolge aber nicht der Fall gewesen. "Ich habe so ein Vertrauen zu ihm, von daher war es wirklich ein Gewinn."