Sie waren einsam, verzweifelt, sie machten nichts mehr, hörten auf, miteinander zu spielen“, beschreibt Lianne Steenkamp die drei jungen Löwinnen. Die südafrikanische Filmemacherin wusste zu diesem Zeitpunkt, dass die Überlebenschancen der Jungtiere minimal waren: „Sie warteten auf jemand, der nie wiederkommen würde.“

Erzählt wird im Film die Geschichte von drei Junglöwinnen
Erzählt wird im Film die Geschichte von drei Junglöwinnen © Lianne Steenkamp

Am Ende sollten es acht Jahre werden, in denen die Kamerafrau und ihr Mann Will das Rudel gemeinsam mit dem Löwenforscher Philip Stander begleiteten. Den Tod der Löwenmutter – sie starb im Kampf mit einer anderen Raubkatze – mitsamt der Folgen für die drei Jungtiere, war auch für die erfahrenen Filmemacher schwer zu ertragen: „Es ist nicht einfach, ein Tier zu begleiten, das leidet. Da ist dieser Gedanke im Hinterkopf: Sollten wir nicht helfen?“, erzählt Will Steenkamp und legt sofort nach, dass das nicht ihre Rolle sei: „Wir sind hier, um ihre Geschichten zu dokumentieren.“ Für die Steenkamps, die für den aktuellen Film mit zwei „Naturfilm-Oscars“ (Jackson Wild Media Awards) ausgezeichnet wurden, ist es der Abschluss ihrer Löwen-Trilogie und einer „der uns immer in Erinnerung bleiben wird, weil er so einzigartig ist“, ist Lianne Steenkamp überzeugt. Die ersten beiden Filme waren bereits im Rahmen von Universum zu sehen, der ORF ist Koproduktionspartner.

Die Filmemacher Lianne und Will Steenkamp drehten für ihre Wüstenlöwen-Doku acht Jahre lang
Die Filmemacher Lianne und Will Steenkamp drehten für ihre Wüstenlöwen-Doku acht Jahre lang © ORF

Die heute gezeigte Universum-Folge feierte in der Vorwoche ihre Österreich-Premiere beim Bergfilmfestival in Graz und wurde mit der „Kamera Alpin in Gold“ in der Kategorie Natur & Umwelt ausgezeichnet. Sie erzählt von drei Menschen, die in der Namib – was „Ort, wo nichts ist“ bedeutet – immer wieder eines Besseren belehrt werden. Ihre Lehrenden, das sind besagte junge Wüstenlöwinnen, die an einem Ort auf sich gestellt sind, wo Beute rar und das Verlangen nach Wasser ein ständiger Begleiter ist. „Gerade wo die Natur keine Gnade kennt, erleben manche ihre größten Wunder“, sagt dazu Philip Stander in der Doku, der die Steenkamps bei den Recherchen begleitete. Der autodidaktische Forscher ist ein Nomade mit von Sonne gegerbter Haut und Rauschebart, der vor mehr als 30 Jahren nach Namibia kam, um die an die Wüste angepassten Löwen zu finden. Immer wieder stellt auch er sich die Frage: „Wie konnten die Wüstenlöwen hier überleben?“ Ob der Aufnahmen von Sand-Endlosigkeiten, kann auch der Zuschauer vor dem Fernseher keine Antwort darauf finden.

Gerade deshalb liefert die vom Steirer Gernot Lercher geleitete Universum-Redaktion mit diesem Naturfilm das, was die besten des Genres ausmacht: Beeindruckendes und Überraschendes. Wenn die Junglöwinnen vorbeifliegende Vögel aus der Luft fangen oder sich in nächtlichen Jagdmanövern am Strand der gefürchteten Skelettküste – von Seefahrern „Tor zur Hölle“ genannt – auf Seehunde werfen, dann dürften auch die meisten naturfilmerfahrenen Seher feststellen, derlei noch nicht gesehen zu haben. Herausragend sind zudem die Aufnahmen der unabsehbaren Weiten der Namib, durch die drei einsame Löwinnen ziehen. Nicht ohne Grund sind Universum-Produktionen bei Fernsehmessen, wie im Oktober der MIPCOM in Cannes, aufgrund ihrer hohen Qualität als österreichische Exportschlager gefragt.