„Guten Abend, meine Damen und Herren“, begann Hugo Portisch seine Beiträge, oft aus Orten, wo gerade Geschichte geschrieben wird. Der Journalist erarbeitete sich in Österreich als Beobachter, vor allem aber als Erklärer weltpolitischer Zusammenhänge journalistischen Legendenstatus. Wie wenige stand Portisch für einen selbstbewusst verkörperten, unabhängigen und integren Journalismus. Seine Arbeit war wegweisend, nicht nur in der aktuellen Berichterstattung als Chefkommentator und Auslandskorrespondent des ORF, sondern auch durch seine „Österreich II“-Dokumentationen und zahlreichen Publikationen.
„Es gab im 20. Jahrhundert keinen profilierteren Journalisten als Hugo Portisch“, sagt einer, der sich eine solche Aussage anmaßen darf: Herbert Hayduck ist Chef-Archivar des ORF und hat gemeinsam mit ORF III-Chef Peter Schöber mehr als vier Jahrzehnte Fernsehgeschichte durchforstet. Die wichtigsten Kommentare sammelten die beiden nun in einem Buch, das die weltpolitischen Ereignisse zwischen 1968 und 1993 in Kapitel wie „Kalter Krieg“ und „Sozialistische Utopie und ihre Wirklichkeit“ zusammenfasst. Schöber plaudert im Vorwort aus seinem Nähkästchen, wenn er den Blick auf die Journalisten-Persönlichkeit Portisch wirft: „Nie zuvor und nie danach traf ich auf jemanden, der so genau, so exakt formulierte und solch einen Wert auf die richtigen Worte legte wie Hugo Portisch.“
Portisch, 1927 in Bratislava geborener Sohn eines Journalisten, erlebte in seinen Teenagerjahren den Schrecken des Krieges, der Einberufung in die Wehrmacht entging er haarscharf. Nach dem Krieg lernte er bei der „NYT“ und „Washington Post“ sein Handwerk. Mit 31 Jahren wurde er Chefredakteur des „Kurier“, das Rundfunkvolksbegehren 1964 initiierte er mit. Unter Gerd Bacher erhielt Portisch im ORF jene zentrale Rolle, für die er heute noch erinnert wird.
Große Momente der Zeitgeschichte. edition a, 256 Seiten. 25,95 Euro.