Zwischen Karl Marx‘ „Kapital“, einigen Kapitalisten und einer Horde kapitaler Verbrecher hat sich der neue Lucky Luke-Comic köstlich eingerichtet. Im neuen Comic des einsamen Cowboys „Letzte Runde für die Daltons“ muss sich Luke einem ganz neuen Problem stellen: Der hart arbeitende Verbrechensbekämpfer leidet unter Kreuzschmerzen, begibt sich zwecks ärztlicher Konsultation nach Neu-München und gerät kurz darauf in Milwaukee in einen Streik der Bierarbeiter.
Lucky Luke und die neue Ordnung
Die Schriften von Karl Marx haben die Arbeiter inspiriert, die mit vereinter Stimme sprechen, die Arbeit niederzulegen. Der Kapitalist und größte Bierbaron heißt Frederick Martz, der wiederum Luke hofiert, um ihn für seine Sache zu gewinnen. Texter Jul (Julien Berjeaut) und Zeichner Achdé (Hervé Darmenton) haben sich ein höchst amüsantes Abenteuer ausgedacht, das vor Zitaten und Anspielungen nur so sprüht. Dabei dürfen Knödel und Sauerkraut nicht zu kurz kommen, Lukes Freund Doppelköpfiger Adler ist mit der deutschen Gerda Zalgmüller zusammen und so nebenbei erfährt man, was das Land der unbegrenzten Möglichkeiten den Deutschen alles zu verdanken hat: Hamburger, Christbaum oder Ketchup von Heinz.
Die beiden französischen Comic-Künstler haben in den letzten Jahren das Erbe des belgischen Lucky Luke-Erfinders Morris behutsam mit neuen Einfällen gespickt. Die Daltons dürfen natürlich auch in diesem vom gebürtigen Deutschen Klaus Jöken aus dem Französischen übersetzten Album nicht fehlen: „Ich war mit Jul schon während der Entstehung des Albums in Kontakt, weil mich Jul ab und zu nach Gewohnheiten der Deutschen gefragt hat.“ Jöken war dieses Mal auch so etwas wie ein „Geburtshelfer“ der Geschichte: Als vor zwei Jahren das vorhergehende Album in der belgischen Botschaft in Berlin präsentiert wurde, kam das Gespräch auf, doch einmal etwas über die deutschen Siedler im Wilden Westen zu machen.
Ein Witz als Geburtshelfer
Jöken erzählte daraufhin diesen Witz: „Zwei Freunde treffen sich. Sagt der eine zum anderen: Was liest du denn gerade so? Das Kapital von Karl May. Daraufhin sagt der eine: Das ist nicht von Karl May, das ist von Karl Marx. Der andere: Und ich habe mich schon gewundert, warum darin so wenige Indianer vorkommen.“ Daraufhin sagte Autor Jul, der damals auch in Berlin zu Gast war: „Ich habe eine Idee.“ So führte ein Witz zu „Letzte Runde für die Daltons“. Die Verbrecher dürfen natürlich auch in diesem Album nicht fehlen, sie werden als Streikbrecher in die Bierfabriken geschickt, um dort zu roboten.
Doch mit redlicher Arbeit hat ihr Vorhaben nichts zu tun, vielmehr geht es ihnen um die Vermehrung ihres eigenen Kapitals.