Allerseelentag, 1988. Sechs junge Menschen und ein Pfarrer wollten das zu Ende gehende Jahr mit einer Art Erntedank-Wanderung würdigen, eine Wanderung auf den weithin sichtbaren Hochschwab stand an. Bei milden Temperaturen vom Gasthof Bodenbauer unbeschwert zu einem Tagesausflug aufbrechend, ahnten sie nicht, dass sie am Nachmittag in eine fatale Schlechtwetterfront geraten sollten.

Ein Temperatursturz unter dem Gefrierpunkt und fehlende Sicht durch einfallenden Nebel ließen sie vom Weg abkommen, eine Rückkehr ins Tal wurde unmöglich. Mehr als 130 Bergretter und das Bundesheer mit mehreren Hubschraubern waren im Einsatz, suchten unter widrigen Bedingungen zunehmend verzweifelt und fanden erst am dritten Tag. Nur zwei der sieben Wanderer überlebten.

Bilder der Dreharbeiten

Die Geschichte, deren tragisches Ende sich heute zum 36. Mal jährt, hat Regisseur Franz Fuchs für die „Bergwelten“-Reihe von ServusTV verfilmt. Die Doku basiert neben aufwendigen Reenactments auf Gesprächen mit Betroffenen, Hubschrauber-Piloten und Bergrettern. Zu Wort kommen auch die beiden Überlebenden, Hans Kern und Herbert Kolleritsch. Letzterer erinnert sich im Film detailliert: „Die erste Nacht war schwerer, weil man da körperlich und nervlich noch besser beieinander ist. Da spürt man noch alles mehr und auch die Gedanken sind klarer. Und in der zweiten Nacht – weil man das alles schon mitgemacht hat – da stumpft man ab.“

Hans Kern, der zweite Überlebende denkt zurück: „Ich hab mich zur Rosa dazu gelegt und gedacht, jetzt wart ich, bis ich sterb. Und auf einmal kam mir ins Bewusstsein, dass das total verkehrt ist. Dass ich ja da geblieben bin, damit der Herbert [Anm.: der in eine Doline gestürzt war] gefunden wird.“

Dreharbeiten bei 130 km/h-Sturmböen

Die Dreharbeiten der Reenactments mit Laien-Darstellern fanden, um dem Authentizitätsanspruch Tribut zu zollen, am Hochschwab auf über 2000 Metern unter Extrembedingungen statt: „Ich musste mit den Protagonisten bei extremem Schlechtwetter am Hochschwab drehen“, erzählt Fuchs von Schneetreiben und Sturmböen bis 130 Kilometer pro Stunde. Es brauchte einen eigenen Mann, um den Kammermann zu halten, „damit der nicht umgeblasen wird.“

Die Rettungskräfte suchten alles ab, die Hütten, die Wege, die verwaiste Biwakschachtel – wäre die Gruppe hier geblieben, die Tragödie hätte abgewendet werden können. Im Rückblick herrscht klare Sicht, damals für Wanderer zunehmend schlechte. Sie gingen, mit Gottvertrauen, weiter. Lange war unklar, in welcher Richtung die Wanderer vom Weg abgekommen waren. Ein Kraftakt, wie auch Fuchs anerkennt: „Die Arbeit der Bergretter, das kann man einfach nicht hoch genug einschätzen.“

Ein allerletzter Alouette-Einsatz

Noch einen letzten Auftritt hat in der Doku der im Mai nach Jahrzehnten ausgemusterte Alouette-III-Helikopter des Bundesheeres. Der mittlerweile durch Leonardo-Hubschrauber ersetzten Maschinen spielten bei der Rettungsaktionen vor 36 Jahren eine zentrale Rolle. Noch mit dem Vorgänger drehen zu können, war ein Grund, warum die Doku gerade jetzt entstand, erklärt Fuchs: „Wir wollten in unserem Film unbedingt noch eine fliegende Alouette haben.“ Der Regisseur dankt Bundesheer und Bergrettung ausdrücklich für eine „großartige Unterstützung“, ohne die es nicht gegangen wäre: „Das ist das Um und Auf bei so einem Projekt, sonst ist man Chancenlos“.