Zuschauer auf Konzerten haben mitunter das zweifelhafte Glück, die Musiker und Musikerinnen dutzendfach zu sehen: Auf der Bühne und dazu den unzähligen Smartphones, die von anderen Konzertteilnehmern in die Höhe gestreckt werden, um später den privaten Konzertmitschnitt mit nach Hause nehmen zu können. Dass man in ein Konzert geht und dabei dieses bloß auf einem Smartphonedisplay sieht, nehmen viele Besucher in Kauf.
Viele Künstler haben an diesem Anblick wenig Freude. Als Musikerlegende und Nobelpreisträger Bob Dylan am Wochenende in Düsseldorf auftrat, blieb das Smartphone-Meer daher aus. Dafür sorgte der 83-Jährige selbst, indem er auf eine sehr strikte Einhaltung des Handy-Verbots pocht: „Auf Wunsch des Künstlers handelt es sich um eine No Cell Phones Allowed Show“, wird man beim Kauf des Tickets darauf verwiesen, dass kein privates Mitfilmen gestattet ist. Die Konsequenzen sind sehr konkret: „Jeder, der mit einem Handy in der Halle erwischt wird, wird sofort aus der Halle verwiesen.“
Elton John protestierte
Gestört von der Omnipräsenz von Smartphones zeigen sich auch Stars wie Adele oder Elton John. Letzterer empörte sich schon 2014: „Was soll der Quatsch mit den Handyfotos? Was sind das für Menschen, die mit iPads in Konzerte kommen und dann alles filmen?“. Positiver formulierte Coldplay seine Kritik. Die Band um Sänger Chris Martin bat im Sommer bei ihrem Auftritt in München um zumindest einen kameralosen Moment „Wir machen das zusammen, wir tanzen zusammen, singen zusammen, performen zusammen. Und das Einzige, worum ich euch bitte: Nur diesen einen Song, keine Kameras, keine Handys, nichts Elektronisches“, forderte er die Zuschauer vor dem Hit „A Sky Full of Stars“ auf. Dass dieser kostbare Teil des Konzerts ausgerechnet durch einige Smartphone-Videos dokumentiert wurde, ist bittere Ironie.
Die Stimmung geht verloren
Der Stimmungskiller Smartphone schaffte es auch schon in Liedtexte. Die Kölner Band AnnenMayKantereit stört sich daran und singt über diesen unbefriedigenden Zustand: „Aber es ist kein schönes Gefühl, bei ‚nem Liebeslied die ganze Zeit mit einem Handy gefilmt zu werden“. Gitarrist Christopher Annen erklärte dazu: „Das ist keine schöne Stimmung, wenn man den Leuten nicht mehr ins Gesicht schauen kann. Ein Konzert lebt von der Interaktion mit dem Publikum. Diese geht dabei verloren“.