Hat sie in der Früh noch auf der Alm mitgeholfen, ist dann auf dem Traktor zum Soundcheck in die Grazer Stadthalle gefahren und teilt jetzt knapp 4000 Besuchern in der Grazer Stadthalle ihre Tagebuch-Aufzeichnungen in ihren Liedern? Wer weiß das schon? Nur die „Alpenbarbie“ selbst, wie Melissa Naschenweng ihr nächstes, am 10. Jänner 2025 erscheinendes Album nennt. Ein paar Titel davon hat sie jetzt schon im Live-Repertoire – wie den „Michl mit der Sichl“.
„I sing schon gern über die Männer, fallt mir auf“, sagt sie als Ankündigung mit jener Koketterie, mit der sie mittlerweile auch das deutsche Publikum verführt hat. Über diesen Michl singt sie etwa: „Sei Lederhosen sitzt, seine Reifen hobn Luft – und ein jedes Dirndl schwitzt, wenn es seinen Namen ruft. Die Frauenwelt frohlockt, wenn er sein Werkzeug auspockt!“
Sie selbst hat dabei wenig Jeans-Stoff am Körper, die rosa Stiefel glitzern, wenn Engerln und Herzerln, Gipfelkreuze und frisch gemähtes Heu durch die Songs fliegen. Ein bodenlanges Kleid gibt es nur bei der Hommage an die verstorbenen Großeltern. „Party, Gaudi und vie Gfühl“ steht auf der Eintrittskarte – und die 34-jährige Kärntnerin kann sich ganz auf ihre Fans verlassen. Die sorgen vom Harmonika-Intro an, auf das gleich „Verliabt“ und „Net mit mir“ folgen, für ausgelassene Party-Stimmung.
Mittendrin im Publikum beim Austropop-Medley
Immer wieder geht Naschenweng auf Tuchfühlung mit den Besuchern (viele mit Plakaten mit Liebesbotschaften ausgerüstet), ihr Publikum reicht vom Volksschulkind bis zur Großmutter, vom Lederhosen-Bub auf Brautschau bis zum Händchen haltenden Paar. Und gibt allen auf den Weg: „Zwischen Himmelsfahrt und Höllentritt – was macht ma net alles für die Liebe mit?“ Oder ein Melissa-Shirt für 25, eine Melissa-Sonnenbrille für 15 Euro.
Zehn Konzerte umfasst die laufende „Bergbauernbuam“-Tournee – zehn Termine gibt es in Deutschland, Graz ist eine von vier Österreich-Stationen. Eine diverse Band hat man bei Naschenweng ohnehin nicht erwartet, die fünf Musiker rund um Gitarrist Sebastian Steinhauser sorgen jedenfalls für ordentlich musikalischen Druck. Etwas mehr Zuschauer hat man sich wohl erwartet, aber in den Herbstferien sind eben einige lieber auf der Alm – und nicht in einer Stadthalle. Dabei war gerade mit Opas Hit-Medley und dem Schunkel-Medley (inklusive „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ und dem Kufsteinlied) sowie beim „Luis von do“ eine Stimmung wie im Almrausch.