Marc-Antoine Mathieu denkt mit „Deep It“ Graphic Novels konsequent neu: Kam „Deep Me“ über weite Strecken fast ohne Zeichnungen aus und war in Schwarz gehalten, ist „Deep It“ vielfach in Weiß gehalten und nicht minder radikal.

Der französische Zeichner ließ in „Deep Me“ Adam als freies Radikal entstehen, als Letzten einer Art und gleichzeitig ersten „Menschen“ einer neuen Generation. Die Menschheit ist vom Antlitz der Erde verschwunden. Adam reist in einem Raumschiff, doch hat er keine feste Form und nur ganz vage entsteht beim Lesen das Bild, dass es sich beim Protagonisten um so etwas wie ein Mischwesen handelt: Halb menschlich, halb maschinell. Alles Wissen der Welt fliegt in seinem Raumschiff (wenn es denn eines ist) mit, um den Neuanfang zu wagen. Mathieu malt an Wolken gemahnende Wirbel, deutet an und zeichnet nie alles, um die Geschichte bis zum Schluss rätselhaft zu lassen. Adam redet mit einer Art Computer, der er aber doch auch selbst ist und denkt dabei über die Welt nach: zum Beispiel das 21. Jahrhundert und Künstliche Intelligenzen.

Deep It: Radikalität in Serie

„Deep It“ ist ein intellektuelles Vergnügen, zitatenreich, experimentell und nicht leicht erschließbar. Eine Graphic Novel, die man wieder und wieder lesen kann, um sie stets aufs Neue zu entdecken. Das Ende kommt auch dieses Mal ganz anders als man denkt. Eine Graphic Novel, die nicht dafür geschrieben ist, sie gleich zu verstehen: verschlüsselt und verästelt, so mystisch wie die Tiefen des Universums (in uns selbst).

Himmelsstürme, Wirbel im Wasser oder organische Überbleibsel?
Himmelsstürme, Wirbel im Wasser oder organische Überbleibsel? © Mathieu/ Reprodukt
Marc-Antoine Mathieu. Deep It. Reprodukt, 120 Seiten, 25,50 Euro
Marc-Antoine Mathieu. Deep It. Reprodukt, 120 Seiten, 25,50 Euro © Reprodukt