Es kann nur besser werden“, sagt Gottfried Fink und das ist weniger Zweckoptimismus, als das Wissen darum, was er gemeinsam mit seiner Frau Anita schon erlebt hat. Am Anfang stand ein Traum, den wohl viele Österreicherinnen und Österreicher haben: ein Alterswohnsitz in Kroatien, im Idealfall am Meer. Für die beiden Steirer liegt er in der Ortschaft Kali auf der Insel Ugljan. Was sie nicht wussten: Die Verkäufer ihres Hauses standen im Konflikt mit den Nachbarn, das Ehepaar hat sich mit der Immobilie einen Traum erfüllt und ist in einem Albtraum aufgewacht: permanenter Nachbarschaftsterror, körperliche Übergriffe, ein abgebranntes Auto – die Kleine Zeitung hat darüber berichtet. Seit drei Jahren geht das so: „Ich war zwischendurch kurz davor, aufzugeben“, schildert Gottfried Fink im Gespräch: „Wir gehen hier kaputt, so schön kann ein Platz am Meer nicht sein, wenn alles dagegen spricht.“ Und doch, seit der medialen Berichterstattung schöpft das Ehepaar Fink wieder Hoffnung, dass der Traum doch noch wahr wird.
Die neue Ausgabe von „Am Schauplatz“ (Donnerstag, ORF 2, 21.05 Uhr) folgt den Spuren von Österreicherinnen und Österreichern nach Kroatien. Es ist eine Art „Reality Check“, den Redakteurin Kim Kadlec mit ihrem Team vor Ort gemacht hat: Ja, es gibt sie, die Leute, die den Traum von Sonne, Strand und Meer leben und erleben, aber die Schattenseiten, die gibt es auch – Schwarzbauten, Nachbarschaftskonflikte und Alltagssorgen im vermeintlichen Paradies. „Wenn man die Gegend nicht kennt, ist das doppelt schwierig, hinzu kommt die Sprachbarriere. Wenn man irgendwo hinziehen will, zahlt es sich schon aus, dass man vorher längere Zeit dort verbringt und die Leute kennenlernt“, empfiehlt Kadlec, die für die Doku tief in die Materie eingetaucht ist.
Mit Walter Ofner ist ein weiterer Steirer in der Doku zu sehen, der Weststeirer ist als Immobilienmakler in Kroatien tätig und gibt Einblicke. Die Coronakrise und der Wunsch nach Rückzugsorten hat die Preise in die Höhe getrieben. Das bekommen nicht nur am Kauf Interessierte zu spüren, sondern auch die Bevölkerung: „Es ist ein Spannungsfeld“, erklärt Kadlec, „Internationalisierung kann einer Gesellschaft guttun. Gleichzeitig verändert sich auch sehr viel und wenn die Preise für Wohnraum hochgehen, dann ist das vor allem für die Jungen nicht einfach. Die gehen weg und die Älteren aus Österreich, Deutschland oder Slowenien ziehen her.“
Daraus ergibt sich ein ziemlich spannender, anderer Blickwinkel, der Kim Kadlec bei der Sendung wichtig war. Mit dem Umzug schlüpfen Herr und Frau Österreicher in eine ganz neue und wohl eher ungewohnte Rolle: „Österreicher als Ausländer, das kann auch das Bewusstsein dafür schärfen, wie es ist, wenn man fremd ist.“