Wolfgang Fellner ist 70 und seine Würdigung ein schwieriger Balanceakt. Der Zwiespalt zeigt sich bereits an der 15 Jahre alten Biografie „Österreichs manischer Medienmacher“. Sie stammt von Harald Fidler, ausgerechnet einem Redakteur des „Standard“. Dessen Urheber Oscar Bronner (81) und seine Produkte (zuvor schon das „profil“) sind die Antithese zu Fellner sowie seinen Blättern und Sendern: „Rennbahn-Express“, „Basta“, „News“, „Österreich“ und „Oe24“, um nur die bekanntesten zu nennen. Die beiden wichtigsten Mediengründer nach der Gründerzeit der Zweiten Republik verkörpern auch den Anspruchsgegensatz von Qualität und Quote. Fellner steht für puren Boulevard, obwohl er das selten eingesteht. „Schriller, bunter, lauter“ könnte durchaus das Motto seiner Krawall-Interpretation von Journalismus sein. Als Galionsfigur dafür dient er vorzugsweise selbst, während im Hintergrund Bruder Helmuth (68) dem Medienmarketing neue Austro-Dimensionen erschlossen hat. Unterdessen fand der Magazin-, Zeitungs- und Radio-Macher die Vollendung seiner Selbstdarstellung ab 2016 im Fernsehen. Und er kann oder will damit nicht aufhören: In „Fellner live!“ lässt er immer noch abwechselnd mit Sohn Niki die Rampensau raus. Es ist fast jeden Tag die meistgesehene Sendung des Billigsenders, der seit drei Jahren mehr als ein Prozent Marktanteil hat.