Weil hierzulande am Wochenende die Wahlberichterstattungsmaschinerie heulte, blieb zunächst unbemerkt, was sich in Deutschlands Fernsehlandschaft als große Umwälzung ankündigt. Dort geht die Spardebatte um die öffentlich-rechtlichen Sender mit einem aktuellen Reformentwurf in die nächste Phase. Um das System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu erhalten, wird seine Gesamtheit aufgegeben: Rund 20 Radiosender und einige Spartensender sollen wegfallen. Auf der Liste steht auch der von ARD, ZDF, der Schweizer SRG SSR und ORF finanzierte Kultursender 3sat, er soll „teilweise oder vollständig“  in Arte aufgehen. Soweit der aktuelle Plan der deutschen Bundesländer.

Steigen ARD und ZDF aus, wäre 3sat für den ORF nicht zu finanzieren. Rund 65 Prozent des Etats des werbefreien Senders, auf dem zuletzt unter anderem Don Carlo live aus der Wiener Staatsoper zu erleben war, kommen aus Deutschland. 25 Prozent steuert der ORF bei, zehn Prozent die Schweizer. Der Marktanteil von 3sat lag in Österreich 2023 bei 1,4 Prozent

Der ORF betont gegenüber der Kleinen Zeitung die Bedeutung des Drei-Länder-Kanals als Programmfenster in den gesamtdeutschen Sprachraum: Heimische Theater-, Oper-, Konzertübertragungen oder Magazine würden so einem internationalen Publikum zugänglich gemacht. Vorerst stehen Gespräche an. Die Feierlichkeiten zu 40 Jahre 3sat werde man nutzen und „mit den Intendantinnen und Intendanten der Partnersender in einen intensiven Austausch über die Zukunft des Angebots treten“, heißt es vom Küniglberg.

Betroffen von der Reform wäre nicht nur 3sat, auch bei den Kinder- und Jugendsendern soll gespart werden. Kika dürfte als einziges Programm für die Kleinsten bleiben, eng wird es für One. Weitet man die Sparmaßnahmen noch aus, könnte auch ZDFneo wackeln. Aktuell handelt es sich um einen Reformentwurf, der als Grundlage weiterer Diskussionen dient. Die Vorsitzende des ZDF-Fernsehrats, Gerda Hasselfeldt warnt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: „Eine Streichung von Sendern verschlechtert das Angebot und damit auch die Akzeptanz. Deshalb dürfen die vielen Menschen, die weiter linear fernsehen, nicht abgehängt werden.“