Am Samstag startete eine neue Astrologie-Sendung im ORF. In „Blick in die Sterne“ analysierten Moderatorin Sasa Schwarzjirg und Astrologin Lori Haberkorn gemeinsam mit ihren Gästen, Kabarettistin Caroline Athanasiadis und Opernsänger Daniel Serafin, das Sternzeichen Waage und belegten das Sternzeichen mit unterschiedlichsten Charakterzügen wie treu oder romantisch. Weniger romantisch waren die Reaktionen auf die Sendung - es hagelte Kritik in den sozialen Medien. Der Hauptkritikpunkt: Der ORF würde durch diese Sendung unwissenschaftliche Behauptungen verbreiten und dadurch die Wissenschaftsskepsis befördern.

„ORF hat Bildungsauftrag“

Eine der vielen Kritikerinnen ist ORF-Stiftungsrätin der Grünen, Sigrid Pilz. Sie veröffentlichte am Sonntag auf „X“ ein Schreiben, das sie nach ihren eigenen Angaben an ORF-Generaldirektor Roland Weißmann geschickt hat. Dort fordert sie Weißmann auf, die Sendung und vergleichbare andere Angebote aus dem Programm zu nehmen. „Der ORF hat einen Bildungsauftrag und darf auch in der Unterhaltung nicht zur Verdummung durch Esoterik beitragen“, schreibt Pilz.

Der Physiker Florian Aigner schreibt auf „X“ sogar von einem „Skandal, der eigentlich Aufmerksamkeit verdient“. Für ihn ist Astrologie keine Frage der Meinung. „Astrologie ist unwissenschaftlicher Aberglaube, nichts an ihr ist wahr.“ Aigner kritisiert stark, dass die Sendung zu Beginn versuche, die Astrologie als wissenschaftliche Wahrheit zu verkaufen - mit einem Zitat von Albert Einstein, das er nie gesagt hat.

Einstein-Zitat

Das Zitat, das die Moderatorin Sasa Schwarzjirg verwendet hat, war folgendes: „Die Astrologie ist eine Wissenschaft für sich, aber eine wegweisende. Ich habe viel aus ihr gelernt. Die Astrologie unterstreicht im gewissen Sinne die physikalischen Erkenntnisse. Deshalb ist sie eine Art Lebenselixier für die Gesellschaft“. Dieses Zitat stammt jedoch aus einem Vorwort aus dem Buch „Manuel d‘astrologie“, das Astrologe Werner Hirsig 1950 erstmals veröffentlicht hatte.

Das einzig bekannte Zitat von Einstein zur Astrologie stammt aus dem Jahr 1943:

„Was der ORF hier produziert hat, ist eine Propagandasendung GEGEN echte Wissenschaft. Und dann wundern wir uns, wenn Leuten Pferdeentwurmungsmittel als Corona-Medizin verkauft wird und sie glauben, dass da schon etwas dran sein wird“, wird Aigner deutlich.

ORF verteidigt Format

Auf Anfrage des „Standard“ verteidigt der ORF das Format. Die neue Show sei ein „Samstagnachmittags-Angebot der Unterhaltungsabteilung“. „Man kann dazu stehen, wie man will, aber: Horoskope sind für viele ein Lifestyle-Bestandteil des Alltags, wie man auch in zahlreichen Printprodukten sieht“, schreibt der ORF in seiner Stellungnahme weiter.

Die Astrologie-Sendung sei ungeeignet, dem ORF „Wissenschaftsfeindlichkeit vorzuwerfen“. Durch Sendungen wie „Mayrs Magazin“ oder „ZiB Wissen“ stelle der ORF Wissenschaft groß in die Auslage, auf ORF ON gibt es zahlreiche Dokus zum Anschauen und ORF-Universum hat in jüngster Vergangenheit zahlreiche Preise eingeheimst, zählt der Sender in seiner Stellungnahme auf.

„Blick in die Sterne“ ist nicht das einzige Astrologie-Programm des ORF: Seit 1991 blickt die bekannte Astrologin Gerda Rogers in den „Ö3 Sternstunden“ mit unterschiedlichen Moderatoren in die Sterne.