Der Medien-Wahlkampf ist gelaufen. Eine Million Zuschauer für die letzte Elefantenrunde im ORF waren die schlechteste Reichweite seit dem Start dieses Formats und der Duelle vor 30 Jahren. Doch angesichts der heute unvergleichlich großen Konkurrenz ist das ein Topwert. Und seit 15 Jahren hatten nur Sebastian Kurz und Christian Kern 2017 mehr Duellpublikum als Karl Nehammer und Herbert Kickl.
Die Quoten-Wahlbilanz des ORF ist hervorragend, obwohl ServusTV, die Gruppe um Puls4/ATV sowie Oe24 ebenfalls positiv bilanzieren. Aus Sicht der Parteien wirkt die Abrechnung zwangsläufig anders. Die ÖVP muss reflektieren, ob sie Nehammers Kanzlerbonus nicht zu oft dem Wortgefecht ausgesetzt hat. Seine zunehmend stoische Haltung wurde auch als Übertreibung oder Übermüdung interpretiert. SPÖ-Vorsitzender Andreas Babler hingegen schaffte nur partiell den Rollentausch von der internen Ansprache des Arbeiterführers zum vermutbaren Kann-auch-Kanzler – am ehesten noch in der Puls-Krone-Viererrunde ohne Herbert Kickl.
Der FPÖ-Oberste wiederum verlor trotz mancher Auftrittsverweigerung bei direkten Angriffen immer wieder jene gebändigte Souveränität, die das wichtigste Ziel seiner Selbstdarstellung war – damit dem aggressiven Oppositionellen auch der Regierungschef zugetraut wird. Unterdessen blieb Grünen-Sprecher und Vizekanzler Werner Kogler seinem Klischee als Endlosredner treu, während Neos-Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger als einzige eine klar erkennbare Strategie konsequent durchzog: Teil einer Dreierkoalition zu werden.
Dieses samt Ouvertüre durch die Sommergespräche zwei Monate währende Fernseh-Schaulaufen samt der Einordnung durch die Tageszeitungen danach dürfte weltweit einzigartig sein. Die Medien werden aufgrund des Publikumsinteresses versuchen, es auch bei der nächsten Wahl zu veranstalten. Ob die Politik dann nochmals mitspielt, ist allerdings unsicher. Denn die Auswirkungen der Duelle und Runden sind umstritten, aber die Gefahr der Fehlerbegehung ist groß. Vor allem zeigen die TV-Spektakel aber mehr denn je nur eine Seite der Medaille. Die andere liegt besser vor öffentlicher Kritik verborgen im digitalen Kosmos, wo die Parteien an eigenen Propaganda-Reichen basteln. Allen voran die FPÖ.
Das kostet viel Geld. Allein für ihre jeweils meistgesponserte Seite auf Facebook und Instagram haben die Parlamentsparteien und die KPÖ in 90 Tagen 670.000 Euro gezahlt: uneingeschränkte Werbung statt journalistisch kontrollierter Gratis-Live-Auftritte im Fernsehen. Sie sind mehr denn je unerlässlich zur Information.