Für den Wolf war am Mittwoch ein wichtiger und zugleich bitterer Tag, denn die EU-Mitgliedstaaten beschlossen, dass sein Schutzstatus heruntergesetzt werden soll – von streng geschützt auf geschützt. Damit sollen Abschusse künftig leichter werden.

Einer der berühmtesten Wölfe Österreichs streift nicht durch den Wald, sondern durch die Redaktionsräume und Studios des ORF-Zentrums am Küniglberg. Und er ist natürlich auch nicht zum Abschuss freigegeben. Dennoch konnte sich Armin Wolf in der ZiB 2 am Mittwochabend bei der An- und Abmoderation des Beitrags über den Schutzstatus des Wolfs einen kleinen Scherz über seinen Nachnamen nicht verkneifen.

„Mitunter gibt es in den Nachrichten Themen, bei denen man als Moderator irgendwie befangen ist, die man aber trotzdem ansagen muss“, lautete Wolfs humorvoller Einstieg zum Wolf-Beitrag.

Landwirte gegen Tier- und Naturschützer

Das Thema selbst ist freilich weniger lustig. Auf der einen Seite stehen die Landwirtinnen und Landwirte, die um ihren Viehbestand fürchten und die Lockerung des Schutzstatus daher befürworten. „Bei einer 30-prozentigen Zuwachsrate pro Jahr haben wir innerhalb von zwei bis drei Jahren eine Verdopplung der Anzahl der Tiere – und damit auch der Sichtungen und Begegnungen. Das hat Konsequenzen für den Tourismus und die Bevölkerung in den Regionen. Das wollen wir vermeiden“, erklärt Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) im ORF-Interview.

Auf der anderen Seite betonen Tierschützer die Wichtigkeit der Wölfe für das natürliche Gleichgewicht. „Der Wolf ist eine wichtige Art in der Natur. Er kann Krankheiten, die für uns Menschen gefährlich sind, eindämmen. Er kann auch den Wildstand reduzieren und hilft somit unseren Wäldern“, streicht Christian Pichler, Artenschutzexperte beim WWF Österreich, hervor.

Nichtsdestotrotz sieht es sehr danach aus, dass Wölfe künftig einfacher abgeschossen werden dürfen. Nun sind mehrere EU-Gremien am Zug, um das Vorhaben der Mitgliedstaaten in die Tat umzusetzen. Formal fällt die Entscheidung in den Bereich der EU-Umweltminister, also muss auch Leonore Gewessler (Grüne) zustimmen. Sie selbst war immer dagegen, sei aber der einheitlichen Meinung der Bundesländer verpflichtet und stimme daher zu, hieß es am Mittwoch aus dem Gesundheitsministerium. Für Österreich absegnen wird jedoch Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP), der am Donnerstag an der Ratssitzung des EU-Wettbewerbsrats teilnimmt.

Klaus Hackländer, Wildbiologe an der Universität für Bodenkultur in Wien, beschwichtigt: „Ich sehe darin keinen Freibrief, jetzt auf jeden Wolf zu ballern. Ich sehe darin eine Möglichkeit, die Koexistenz zwischen Wolf und Mensch besser in den Griff zu bekommen.“

Armin Wolf hatte am Ende des Beitrags jedenfalls genug gehört. „Ich sag jetzt nix mehr dazu“, lauteten seine Schlussworte. Es folgte das Wetter.