George Takei hatte in „They Called Us Enemy” seine bewegende Geschichte als im eigenen Land internierter US-Bürger erzählt. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges und dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor sperrte man in Amerika die „Feinde im eigenen Land“ in Lager. Der später als Hikaru Sulu in „Raumschiff Enterprise“ weltberühmt gewordene Schauspieler ist nicht der einzige Filmstar, der sich der „Neunten Kunst“ widmete.
Kaum jemals war ein Comic nur Beiwerk, meistens haben es Stars mit großem Engagement und aus der Lust an der Freude betrieben. „Matrix“-Star Keanu Reeves legte als Autor von „BRZRKR“ ein ultrabrutales Schlachtgemälde vor und schickte seinen Protagonisten als unsterblichen Söldner von Krieg zu Krieg. Sehr oft sind die Comics beseelt von einer Botschaft: Emilia Clarke verwandelte ihre Protagonistin Maya Kuyper während ihrer Periode in eine Superheldin, die für Gleichberechtigung kämpfte. Paul McCartney oder Patrick Stewart brachen mit ihren Beiträgen zum „Wichtigsten Comic der Welt“ für den Umweltschutz eine Lanze. Ähnliches hat auch Jamie Lee Curtis vor, deren von ihr geschriebene Graphic Novel „Mother Nature“ im Herbst erscheint: Darin kämpft die Protagonistin gegen Ölgiganten. Die Liste lässt sich lange fortsetzen: Samuel L. Jackson (Sci-Fi-Serie „Cold Space“), John „Monty Python“ Cleese schrieb einmal die Story für einen Superman-Comic, Mark Hamill (Superhelden-Story „The Black Pearl“) oder Musiker Gerard Way, der mit „The Umbrella Academy“ Erfolge feierte.
Torsten Sträter schickt Joker ins Rennen
Jetzt hat der Star-Rummel auch den deutschen Sprachraum erreicht: Im gerade erschienenen Sammelband „Joker – The World“ hat sich der deutsche Kabarettist, Slam-Poet und Schriftsteller Torsten Sträter mit einer Geschichte eingestellt (illustriert von Ingo Römling). Diese neue Reihe hat schon bei Batman gut funktioniert. Jetzt probierte es DC mit Joker und das Ergebnis erscheint im Panini-Verlag: Geschichten aus den USA, Spanien, Italien, Kamerun oder eben Deutschland widmen sich dem Clown-Prinz höchstpersönlich. Bei Sträter ist einer der größten Erzschurken der bekannten Superhelden-Welt ein militanter Jazz-Fan. „It‘s Jazz, stupid“ (Das ist Jazz, Dummkopf) steht auf seinem T-Shirt und wer sich mit seinem Geschmack anlegt, der fliegt – aus dem Fenster.
Torsten Sträter, selbst bekennender Comic-Fan, ist eine sehr raffinierte Story gelungen: Ohne großen Wind zu machen, wird sehr eindringlich klar, dass mit dem Joker nicht zu spaßen ist. Nur so viel sei verraten: Der Joker hört von einer Erfindung aus Deutschland, die das Wetter punktgenau verändern kann. Also fliegt er mit seiner Mörder-Truppe nach Deutschland: „Ich liebe Deutschland“, sagt er als er mit seinem überdimensionierten Schurken-Vehikel über die Autobahn brettert: „Yeah, kein Tempolimit.“ Alle anderen Bösewichte im Auto sehen dabei sehr verängstigt aus. Eines gefällt dem Joker an Deutschland auch ganz gut: „Kein Wachpersonal.“ Nur so viel sei noch verraten: Das Heavy Metal-Fest Wacken spielt auch eine Rolle. Sträters Geschichte gibt dem Joker ein neues, immer wieder komisches Gesicht. Römling zeichnet den Superschurken als drahtige, jugendliche Figur. Comic-Experte Steffen Volkmer vom Panini-Verlag hat Sträter erzählt, dass er eher zum kleinteiligen Erzählen neigt: „Aber so viel Platz war nicht. Ich wusste aber sofort: Es gibt da dieses Heavy Metal-Festival. Das beste Festival der Welt. Das muss da rein.“ Sträter würde sich auch freuen, Batman einmal eine längere Geschichte zu widmen: „Einen düsteren, langen Batman-Comic, epische Breite: da bin ich dabei.“