Es geht wieder zurück ins Reich der Zwerge und Zauberer, der Orks und Elben – rein in den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse. Auf Amazon Prime werden ab Donnerstag zum zweiten Mal die Hintergründe der sagenumwobenen „Ringe der Macht“ erforscht. Genau jene magischen Artefakte, die in J. R. R. Tolkiens weltbewegendem Fantasy-Epos „Der Herr der Ringe“ zum Objekt der Begierde wurden – und das blühende Grün von Mittelerde in einen verheerenden und lange andauernden Krieg zerrten.
Ringtragende sollten keinen schwachen Charakter haben, denn der Herrscherdrang, zu dem dieses feingeschmiedete Goldstück verführt, kann den Verstand kosten. Wer Peter Jacksons meisterhafte Verfilmung der schweren Romankost gesehen hat, wird sich erinnern, wie der frühere Hobbit Smeagol durch die Ringe zum bestialischen Gollum mutierte. Wo viel Macht, da auch Verantwortung. Das weiß J. D. Payne, gemeinsam mit seinem Kollegen Patrick McKay Showrunner des sündteuren Prequels, nur zu gut. „Es gibt jede Menge Unterhaltung da draußen, aber Material, das die Seele nährt, ist selten. Mittelerde hat etwas fundamental Optimistisches an sich. Und nicht die billige Sorte Optimismus, den man aus Grußkarten kennt, sondern den hart erkämpften Optimismus von Menschen, die wirklich etwas durchgemacht haben“, erklärt der Amerikaner im Gespräch mit der Kleinen Zeitung den anhaltenden Reiz hinter den Welten Tolkiens.
Dessen Erbe wollte man respektvoll würdigen: „Wir haben eng mit dem ,Tolkien Estate´ zusammengearbeitet und einen regen Austausch geführt.“ In Fan-Kreisen war man nach der ersten Staffel trotzdem gespalten. Manche kreideten der Serie die Entscheidung, mehrere Handlungsstränge parallel zueinander verlaufen zu lassen, negativ an. Das Tempo würde so nur schleppend in die Gänge kommen, lautete der Vorwurf.
Der dunkle Herrscher und sein Ringschmied
In Staffel eins lag der Fokus der Prequelserie auf der den Fans bekannten Elbin Galadriel (wunderbar verkörpert durch die Walisin Morfyydd Clark) und ihrer Suche nach Sauron, dem dunklen Herrscher von Mordor, der ihr paradiesisches Zuhause ins Verderben stürzte. Wurde der sinistre Lord in den Kinofilmen noch als riesengroßes, allsehendes Auge visualisiert, tritt er nun in Menschengestalt auf. Dargestellt wird er vom Australier Charlie Vickers, dessen charismatisches Naturell im bisherigen Seriengeschehen schon einige Figuren hinters Licht führte.
Die Verkleidung ist ab, nun darf Sauron sein wahres schurkisches Ich zeigen. Für Darsteller Vickers eine Herausforderung, aber nicht unlösbar, wie er im Interview verrät: „Es ist eine Challenge, aber eine, die ich genieße. Es ist nicht hilfreich für mich, ihn als das pure Böse zu betrachten, ich habe wirklich versucht, Dinge zu finden, die mich seine Motive haben besser verstehen lassen. Tolkien hat viel darüber geschrieben, dass er Mittelerde heilen, neu ordnen und rehabilitieren wollte. Also habe ich einfach versucht, es mit dieser Absicht in Verbindung zu bringen.“
Die Lücken des Herrn Tolkien
Für die Entstehung der zwanzig Ringe, deren unheilbringende Macht sich Sauron später zunutze machen würde, ist aber ein anderer verantwortlich. Schmiedmeister Celebrimbor wurde vom dunklen Herrscher ausgetrickst, diese anfertigen zu lassen. In den bisherigen Verfilmungen war die Figur noch gar nie aufgetaucht, Schauspieler Charles Edwards musste sich daher grob auf die literarische Vorlage verlassen – dem Silmarillion, der Sammlung unvollendeter Mittelerde-Geschichten. „Tolkien hat wenig über die Figur geschrieben und Lücken gelassen“, erzählt der britische Schauspieler. „Es gibt viel Spielraum. Ich glaube, das ist der beste Aspekt an unserer Serie.“ Ob die passionierte Fangemeinde dem zustimmen wird, wird sich ab Ende der Woche zeigen.
„Die Ringe der Macht 2“, ab Donnerstag auf Amazon Prime Video
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Christian Pogatetz