Die Mischung macht es, manchmal auch der kalkulierte Widerspruch: Bei La Strada trifft die Leichtigkeit auf die Melancholie des Seins, die Überraschung ist verlässliches Programm. Straßentheater, Artistik, Figurentheater und all das, was sich hinter dem schwer greifbaren Begriff der Community-Projekte versammelt, bilden das Gesamtkonstrukt des Festivals, das den Wettergott heute auf seiner Seite haben dürfte: Ausnahmsweise wird der La-Strada-Vorhang unter freiem Himmel gelüftet, im Landhaushof lädt die französische Künstlergruppe Sous Le Manteau zum überdimensionalen „Mikado“-Spiel. Das Ergebnis ist laut Eigendefinition ein „Ballett aus Körpern und Stahl“, freilich „der Schwerkraft trotzend“ – letztere ist in der Festivalzeit traditionell herausgefordert.
Bis 4. August locken 31 Gruppen mit 254 Künstlern und Künstlerinnen aus 14 Nationen zu Vorführungen an 27 verschiedenen Standorten. Ein dichtes Programm mit 145 Veranstaltungen, hier ein Pfad mit fünf persönlichen Empfehlungen:
Wunschkonzert. Mehr als nur eine Abkühlung an heißen Sommertagen verspricht der Brunnen am Karmeliterplatz in Graz. Theatermacherin Natascha Grasser und Musiker Patrick Dunst haben dort mit „The Wishing Well“ einen modernen Wunschbrunnen geschaffen, der sich trotz Seichtheit als „tiefes Wasser“ mit vielfacher Symbolik erweist: Jeder darf über die Webseite seine Wünsche hinterlassen, in einer Klanginstallation werden diese vor Ort in einer Echtzeit-Komposition per Hörrohr erfahrbar.
Das Grundrauschen kommt live aus dem Mittelmeer vom Laboratorium LNS-INFN: „Ich fand es poetisch, dass da konstant jemand das Ohr am Mittelmeer hat. Und das in einer Zeit, wo die Gesellschaft so konsequent zu verdrängen versucht, was da im Mittelmeer läuft“, verweist Dunst auf die Ausgangsidee, aus der sich eine künstlerische Erforschung von Träumen und Sehnsüchten entwickelte. „Der Brunnen ist wie eine Ohrmuschel gedacht“, beschreibt er die Installation, die er sich auch gut in anderen Städten der Welt vorstellen könnte. Ergänzt wird die Dauerinstallation von einer Performance mit Texten des Autors Fiston Mwanza Mujila.
Installation: Morgen bis 3. August. Performance am 31. 7., 1., 2., 3. 8., 11 und 18 Uhr, Karmeliterplatz. Infos und Wünsche: thewishingwell.at
Kinder. Willkommen, Circ Rodini! Die Belgier sind zum ersten Mal bei La Strada und zeigen zwei Produktionen für die ganze Familie, darunter „Improbabile“, wo Katleen Ravoet und Davide Salodini vor einem nicht unerheblichen Problem stehen: Ihr einst so stolzer Zirkus Rodini steht vor dem Zusammenbruch, seit die Kamele und Elefanten beschlossen haben, in die alte Heimat Afrika zurückzukehren. Akrobatisch versuchen die beiden mit vollem Körpereinsatz die Abgänge zu kompensieren.
Murpark, Leibnitz (30.7.), Gratkorn (31.7.), St. Stefan ob Stainz (4. 8.).
Dorf in der Stadt. „Es ist eine Zeltstadt, ein Nomadenlager, ein Bauernhof, zu dem man nachhause kommt“, beschreibt Diana Brus von La Strada, was das Publikum im Grazer Augartenpark erwartet. Die Franzosen vom Cirque Aïtal, die den zentrumsnahen Park an der Mur schon mehrfach bespielt haben, ziehen in „À Ciel Ouvert“ mit Haus und Hof und zahlreichen Tieren ein: Hühner und Tauben gehören zu den Statisten eines vielversprechenden Arrangements mit musikalischem Schwerpunkt.
Ab morgen bis 3. August, jeweils 20 Uhr. Ab 6 Jahren.
Musiktheater. Anklänge an die „Orestie“ des Aischylos, Narrative der Gegenwart und Gedichte des Holocaust-Überlebenden Iakovos Kambanellis – und all das an jenem Grazer Ort, wo sich einst das größte Zwangsarbeiterlager der Stadt befand. Die griechische Künstlerin Elli Papakonstantinou lässt mit dem Ensemble diese Elemente in einen musikalischen Dialog treten. „Die Gütigen“ nennt sich das Projekt, das seine Premiere vor der Gedenkstätte in Mauthausen hatte.
Maria-Cäsar-Park, 1., 2. 8., 20.30 Uhr. Ab 14 Jahren.