Deutschland-Export Roland Emmerich kennt man in Hollywood vor allem für seine Krawallorgien – weder das Weiße Haus noch der Maya-Kalender waren sicher vor seinen sündteuren Zerstörungsfantasien. Dass ausgerechnet Michael Bays Geistesbruder sich nun der Geschichte des Alten Roms verschrieben hat, mag daher überraschend kommen. Historische Genauigkeit war nie die Stärke Emmerichs und wird es wohl auch in Zukunft nicht mehr werden. Mit „Those About Die“ probiert er sich in erster Instanz am epischen Sandalenkino, triefend vor Testosteron, Schweiß und Heldenpathos.

Paradoxerweise aber nicht auf der großen Leinwand: Für den Explosionsexperten aus Stuttgart ist es das erste Serienprojekt, entstanden in Zusammenarbeit mit dem bayrischen Regisseur Marco Kreuzpainter (“Der Fall Collini“). Sage und schreibe 140 Millionen US-Dollar soll die Serie verschlungen haben; es gibt spektakuläre Gladiatorenkämpfe, Wagenrennen und brüllende CGI-Löwen. Mal opulent umgesetzt, mal von fragwürdiger Qualität. Mit Sicherheit sind die Effekte aber nicht das große Problem des Amazon-Zehnteilers. Der vignettenhaften Erzählung fehlt es an Gespür für Figuren, die Reißbretthaftigkeit übersteigt.

Man nahm sich reale Vorbilder – und Stars

79 nach Christus genießt Kaiser Vespasian (Oscarpreisträger Anthony Hopkins) die Früchte seiner Regentschaft. Der Bau des Kolosseums hat dem gespaltenen Volk neue Hoffnung geschenkt, meint er zumindest selbst. Auf die kalkulierte Propaganda fällt allerdings nicht jeder hinein. Wie stark allen voran Angehörige der niederen Plebs benachteiligt werden, zeichnet sich anhand des Protagonisten – ein schablonenhafter Heldentypus – ab. Tenax (“Game of Thrones“-Darsteller Iwan Rheon), Besitzer eines Wettbüros, will die Karriereleiter bis ganz nach oben erklimmen. Da kommt es gelegen, dass Erbschaftstreitereien im Kaisershaus brisante Details offenlegen. Ein Sohn Vespasians wird zu seinem Verbündeten.

Aus dem politischen Potenzial der Geschichte hat Drehbuchautor Robert Rodat, der mit „Der Soldat James Ryan“ eines der großen Kriegsepen der Neunziger verantworte, freilich wenig herausgeholt. Vielmehr scheint man am Spektakel im Circus Maximus und der Gladiatorenarena interessiert; glaubwürdiges Drama sucht man vergebens. Realgeschichtliche Konflikte und Tragödien, seien es Intrigen, blutige Auseinandersetzungen oder der selten thematisierte Handel afrikanischer Sklaven, werden auf Seifenopern-Niveau ausgetragen.

Brot und Spiele ohne Substanz

Die parallel zueinander verlaufenden Handlungsstränge, es fehlt an Stringenz und Fokus, fadisieren darüber hinaus relativ schnell. Selbst das talentierte Ensemble, dem mit Emilio Sakraya (“Rheingold“) ein Nachwuchstalent aus Deutschland untergejubelt wurde, kann keine Dialogzeile vor Banalität bewahren. Und auch das geschulte Action-Auge von Emmerich nur bedingt. Denn: Brot und Spiele gibt es hier zur Genüge, leider aber kaum Substanz von Wert.

Bewertung: ●●○○○