Atmest du?“ „Nein, das ist nur ein Soundeffekt“. Bettgeflüster zwischen Suzie (Rashida Jones) und ihrem Heimroboter Sunny. Den hat ihr die Firma ihres Mannes vorbeigebracht. Ein holpertatschiges Geschenk, aber wozu eigentlich? Zur Aufmunterung? Suzies Mann und ihr Sohn werden seit einem Flugzeugabsturz vermisst. Nun wird sie allein in ihrem leeren Haus in Kyoto davon erfasst, was sie ursprünglich nach Japan gebracht hat: die Suche nach der Einsamkeit. „Hikikomori“ nennt man es in Japan, wenn sich Menschen von ihrer Umwelt isolieren. Bei Suzie dreht sich der Spieß jetzt um, die Einsamkeit ist nicht mehr selbst gewählt: Mann und Kind waren ihre Verbindung zur Außenwelt, mit der sie sonst nur über eine Übersetzungssoftware kommuniziert.

Von der gehypte Produktionsfirma A24, die auch hinter dem Erfolg des Oscarabräumers „Everything Everywhere All At Once“ steht, stammt die zehnteilige Serie, die es geschickt – und mit ziemlich viel Humor – schafft, das Thema Einsamkeit mit ihren vielen Facetten und Ausprägungen abzubilden. Die Geschichte ausgerechnet in Japan spielen zu lassen, macht Sinn: Die dort kulturell tief verankerte Distanziertheit im gesellschaftlichen Umgang, lässt die Einsamkeit wie ein zusätzliches Korsett agieren. Und doch, da kommt noch ordentlich was: Masa, Suzies Mann, war, anders als geglaubt, kein Ingenieur für Kühlschränke, sondern für Roboter.

Suzie und Sunny beginnen nachzuforschen. Und plötzlich taucht die Yakuza, die japanische Mafia, auf. An schrulligem Personal herrscht ebenso kein Mangel, wie die „Lost in Translation“-Momente nicht ausbleiben. Und das alles in einem fabelhaften Setting, in dem die beige, altmodische Atmosphäre traditioneller Holzhäuser dominiert – ein fabelhafter Gegenentwurf, zum japanischen Hightech-Nimbus. Ein guter Teil der Gespräche ist auf Japanisch, mit Untertiteln. Absolut stimmig. Die Serie bewahrt sich in der Erzählung eine Leichtfüßigkeit, die dem Thema Einsamkeit nicht die Brisanz nimmt. Und die Inszenierung des Roboters? Kein Horror vor der künstlichen Intelligenz, sondern nervig, aber putzig. Vielleicht ist das der wahre Horror der KI?

Bewertung: ●●●●○

„Sunny“ ist auf Apple TV+ zu sehen.