Eigentlich wartet sie bereits auf den Tod. Aber doch nicht so. Die Krebspatientin Sam (Lupita Nyong’o) fristet ein trostloses Dasein in einem Hospiz nahe New Yorks, in dem ihre Therapie-Katze Frodo ihr einziger Freund ist. Als sie mit anderen Patienten in Downtown Manhattan ein Marionettentheater besucht, kommt es zu der bereits aus „A Quiet Place“ Teil 1 und 2 bekannten Apokalypse. Ein Meteoritenschauer durchbricht den Himmel, wenig später machen riesige, blinde aber sehr feinhörige Aliens Jagd auf alles was sich bewegt. Stets zu schweigen ist also Gebot.
2018 schuf John Krasinksi, bis dahin als Held der Arbeitsplatz-Comedy „The Office“ bekannt, mit dem ersten Teil der Reihe einen Überraschungshit. Nicht nur, dass er ein taubes Mädchen (Millicent Simmonds) in der Hauptrolle besetzte, und im Film fast ausschließlich in amerikanischer Zeichensprache und Untertitel kommuniziert wird. Auch weigerte er sich, rein auf Effekthascherei zu setzen. Statt die Handlung zu einem reinen Countdown von unfreiwilligen Geräuschen und blutigen Attacken zu machen, konzentrierte er sich auf die emotionale Ebene. Verlust treibt die Figuren an und verfolgt sie auch. Die Nostalgie für ein Leben, das man nicht genug geschätzt hat.
Nun, nachdem im zweiten Teil bereits die unweigerliche Schwachstelle der Aliens gefunden wurde, stellt sich natürlich die Frage, warum noch ein Prequel? Mit dem Wissen, den Informationen, die man hat, warum noch mal auf Tag 0 zurückspringen? Doch Krasinski, der an der Story maßgeblich beteiligt war, und Regisseur und Drehbuchautor Michael Sarnoski verstehen es, die Ausgangsprämisse zu nehmen und sich von etwaigen Kontinuitätserwartungen zu befreien. Sarnoski, der mit dem rührenden Nicolas Cage-Film „Pig“ auf sich aufmerksam gemacht hatte, bietet hier eine ganze einfache Idee an. Wenn du sowieso stirbst, wie würdest du die Apokalypse in deinen letzten Tagen noch gestalten wollen?
Im Fall von Sam versucht sie in den Stadtteil Harlem vorzudringen, um ein letztes Mal ein Stück Pizza in ihrer Lieblingspizzeria zu essen. Begleitet wird sie dabei von dem unter Panikattacken leidenden Jus-Studenten Eric (Joseph Quinn) und Frodo. Was für Nic Cage in „Pig“ das titelgebende Schwein war, ist hier die zum Niederknien niedliche Katze. Nicht bloß purer Cat Content, sondern ein richtiger Charakter, der wie ein Frühwarnsystem gegen die Aliens wirkt, die Gemüter beruhigt und einsamen Seelen Gesellschaft bietet.
„A Quiet Day: Tag Eins“ mag zwar nicht viel Neues im Kampf gegen die Aliens bieten. Aber er berührt ohne kitschige Schnörkel und mit genau der richtigen Menge an zwischenmenschlichem Drama. Stille Wasser, sagt man ja, sind tief.
●●●○○
Susanne Gottlieb