er die Kanadierin, die 1988 für die Schweiz den Eurovision Song Contest gewonnen hat, noch vor ihrem großen Durchbruch mit „My Heart Will Go“ (1997) mehrmals live erleben durfte, hat ab der „Taking Chances“-Weltreise (2008/2009, ihre damals neunte Tournee) eine Veränderung bemerkt. Sie wirkte nicht mehr so frei beim Singen, angestrengter.
In Folge kam es immer wieder zu Annullierungen oder Abbrüchen von Konzerten. Probleme im Hals-Nasen-Ohren-Bereich wurden als Gründe genannt, 2014 sagte sie Auftritte in Las Vegas ab – offiziell wegen Stimmbandentzündung. Mittlerweile wissen die Fans die Wahrheit, die schonungslos im Dokumentarfilm „I Am: Celine Dion“ aufgearbeitet wird. Der Weltstar wollte nicht mehr lügen. Der Weltstar leidet an der seltenen neurologischen Krankheit Stiff-Person-Syndrom leidet. Trotz der sie sich zurück auf die Bühne kämpfen will. Die Doku zeigt den Schmerz und die Anstrengungen, ein Live-Comeback greifbarer zu machen. Womöglich mit einem anderen Repertoire.
Regisseurin Irene Taylor durfte Céline Dion trotz des Leidensdrucks hautnah begleiten, monatelang war ein Kamerateam in der Villa in Las Vegas. Zwischen umjubelten Performances in den Arenen dieser Welt aus dem Archiv schont sich die erkrankte und emotional aufgewühlte Künstlerin nicht, um dem treuen Publikum in Dankbarkeit auszurichten: Seht her, ich kann momentan wirklich nicht bei Euch sein, aber ich verliere nicht die Hoffnung, es wieder zu können. Eine Show zu machen, sei nämlich nicht schwer für sie. „Schwer ist es, eine Show abzusagen“, sagt die 56-Jährige.
Die Fans sehen, wie sich Dion durch eine neue Studio-Aufnahme kämpft (die 2023 veröffentlichte wunderbare Ballade „Love Again“) und einen totalen körperlichen Zusammenbruch erleidet. Die Krankheit lässt die Muskeln spasmisch verkrampfen, wodurch sie auch die Kontrolle über ihre Stimme verliert. Und die war bis zu den ersten Anzeichen vor 17 Jahren immer „der Dirigent meines Lebens“. Der erschütternde 100-minütige Film auf Amazon Prime kann kein Happy End versprechen.