Nach dem Song Contest (heuer vorletzter Platz für Österreichs Kaleen) ist vor dem Song Contest. Während in einigen Ländern schon die Vorbereitungen für den nächsten nationalen Vorentscheid laufen, hat sich der ORF einmal mehr dafür entschieden, den rot-weiß-roten ESC-Act nicht über eine Fernsehshow zu ermitteln. „Wir werden die Entscheidung auch diesmal intern treffen, aber eine Expertenjury dafür erneut im Boot haben“, erklärt ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz, die gerne „etwas Kantiges“ im Mai 2025 in die Schweiz schicken würde. „Ich könnte mir auch etwas im Dialekt gut vorstellen“, sagt sie.
„Aut of Orda“, das neue Bandprojekt von Paul Pizzera, hatte zwar Interesse angemeldet, durch etliche Verpflichtungen kommt aber für das Trio erst ein ESC-Start 2026 infrage. Als Scouts für den ORF suchen die beiden Musikjournalisten und Branchen-Insider Eberhard Forcher und Peter Schreiber nach „ernsthaften und qualifizierten Kandidaten“. Cesàr Sampson, der 2018 Platz drei für Österreich holte, könnte eine beratende Funktion zukommen. Den 15. September hat man sich selbst als Deadline für die potenzielle Kandidatenfindung gesetzt. Zudem ist in der zweiten Augusthälfte ein dreitägiges Songwriting-Camp in einem Wiener Tonstudio-Komplex (Villa LaLa) angedacht.
Solche Camps kamen in den letzten Jahren in Mode; unterschiedliche Künstler aus mehreren Nationen arbeiten gemeinsam an einem Song. Der Siegertitel „The Code“ von Nemo ist auf diese Art entstanden. Als mögliche Namen – sowohl für das Camp als auch als ESC-Interpreten 2025 – kursieren Ex-Starmaniac Philip Piller aus Wien (Staffel 2021), der heuer bei „Die große Chance“ ins Finale kam, Austro-Isländer Thorstein Einarsson und Valerie Huber, die eigentlich als Schauspielerin bekannt ist (Filme wie „Klammer“) und nun eine Zweitkarriere als Sängerin (Ö3-Hit „Hell“) feiert. Für den Prozess des Songschreibens stehen die Amadeus-Gewinner Ina Regen und Julian le Play im Raum.
Als wahrscheinlichste Gastgeberstadt für den Eurovision Song Contest 2025 gilt Zürich, aber das Schweizer Fernsehen will erst im Spätsommer den Austragungsort bekannt geben. Das Züricher Stadtparlament zeige sich laut Insidern jedenfalls „hochmotiviert“. Die Politiker verweisen in ihren Vorstößen auf positive wirtschaftliche Effekte sowie Image- und Werbeeffekte für Zürich, das am besten für Großanlässe geeignet und zudem eine diverse Stadt sei. Bewerbungen liegen auch von Basel, Bern und Genf vor.
Die hohen Kosten einer Austragung des größten Wettsingens der Welt (im Schnitt 15 bis 25 Millionen Euro) sind Wasser auf die Mühlen der Halbierungs-Initiatoren: Sie streben nämlich eine Senkung der Fernsehgebühren um 50 Prozent an. Wobei das Schweizer Fernsehen nicht alleine für den ESC 2025 aufkommen muss. Eine starke Partner-Stadt übernimmt angesichts der Umwegrentabilität einen beträchtlichen Teil der Kosten und Leistungen. Es werden zudem Ticket- und Sponsoring-Einnahmen generiert – neben den Beitragszahlungen der teilnehmenden Länder an den Dachverband EBU. Die ARD etwa ist mit knapp 500.000 Euro dabei.
Dennoch ist der ESC ein vergleichsweise günstiges TV-Programm, wie Zahlen aus Spanien zeigen: Die Übertragung der drei Live-Shows (Halbfinali und Finale) kostete das spanische öffentlich-rechtliche Fernsehen pro Sendeminute rund 900 Euro – das waren nur rund fünf Prozent dessen, was der Sender pro Minute für die Spiele einer Fußballeuropameisterschaft und einer Weltmeisterschaft zahlte. Das dürfte wohl auch für den ORF zutreffen. Der bei den ESC-Finali 2023 und 2024 eine Top-Quote von durchschnittlich mehr als einer Million Zuschauer erzielte.
Sieger Nemo hat übrigens eine Tournee unter dem Slogan „Break the Code“ für 2025 angekündigt, die ihn auch nach England, Irland und Skandinavien führt. In Wien tritt Nemo am 18. April 2025 auf (SimmCity).